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Wir helfen auf die Sprünge: Alles rund um den Schutz für Weidetierhalter gegen Wolfsangriffe

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Friedlich grasende Schafherden im Frühjahr mit ihren Lämmern. Ein seltenes Bild in den letzten Jahren, seit der Wolf in der Region ansässig geworden ist. Foto: Petra Bosse/Archiv

Warum sind Förderzäune so niedrig? Warum halten sich nicht alle Weidetierhalter Herdenschutzhunde? In diesem Bericht wollen wir Licht ins Dunkel bringen und aufzeigen, warum Wolfsschutzzäune genau so gebaut werden, wie es die Vorgaben vorsehen. Unter dem Motto „Wir helfen auf die Sprünge“ betrachten wir die wichtigsten Hintergründe und Regularien, die für Schäfer und Naturschutz gleichermaßen entscheidend sind.

Viele fragen sich, warum die Zäune so niedrig sind. „Da könnte ja ein Zwergpudel drüberspringen!“ denken manche. Auf der einen Seite nervt es jene, die die Antwort längst kennen, auf der anderen Seite gibt es viele, die die Zusammenhänge nicht kennen oder ignorieren.

Doch es gibt klare Gründe: rechtliche Vorschriften spielen ökologische Überlegungen eine zentrale Rolle, um den Schutz der Tiere mit dem Erhalt der natürlichen Landschaft in Einklang zu bringen – insbesondere in Naturschutzgebieten.

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Zaun mit Untergrabungsschutz Fördergebiet Westmünsterland
So sieht ein vom Land NRW geförderter Weidezaun gegen Wölfe aus. Der Zaun hat einen Untergrabungsschutz und eine Höhe mit abschließender Stromlitze von 1,45 Meter. Foto: Markus Sümpelmann

Wie hoch darf ein Zaun im Naturschutzgebiet sein?

In Nordrhein-Westfalen ist es möglich, Schutzmaßnahmen wie Schutzzäune gegen Wölfe zu fördern. Die Beschränkung laut Förderrichtlinien des Landesamtes für Natur und Umwelt (LANUV) der Zaunhöhe in Naturschutzgebieten beläuft sich, um einen wirksamen Schutz zu gewährleisten, auf mindestens 1,20 bis 1,40 Meter.

Diese Höhe wird als Kompromiss gesehen, um einerseits die Schafe zu schützen, andererseits die Durchlässigkeit der Landschaft zu bewahren und die Wanderungen von Wildtieren nicht zu stören.

Vennweg Schermbeck Wolfszaun
Foto: Bürgerforum Gahlen Wolf/Archiv

Bedarf es einer Baugenehmigung für höhere Zäune?

Ja, wenn ein Landwirt oder Grundstückseigentümer in einem Naturschutzgebiet einen Zaun als den empfohlenen Schutzzaun errichten möchte, könnte dies eine Baugenehmigung erfordern. Die Höhe eines Zaunes wird in Naturschutzgebieten besonders überwacht, da höhere Zäune die Durchlässigkeit für Wildtiere stören und die Landschaft zerschneiden können.

Wer erteilt die Baugenehmigung?

Die zuständige Behörde für eine solche Baugenehmigung ist in der Regel die
untere Naturschutzbehörde, die auf Kreisebene oder bei kreisfreien Städten angesiedelt ist. Diese Behörden prüfen die Auswirkungen des Zauns auf das Naturschutzgebiet und können je nach Fall Auflagen erteilen oder den Bau untersagen.

Voraussetzungen für höhere Zäune:

  • Wildgehege oder spezielle Schutzgebiete: Zäune für Wildgehege dürfen bis zu 1,80 Meter hoch sein, um die Flucht von Wildtieren zu verhindern und sie vor Raubtieren zu schützen. Hier sind zusätzliche Maßnahmen wie ein Untergrabungsschutz erforderlich, um zu verhindern, dass Wölfe sich unter dem Zaun durchgraben (Wolf NRW).
  • Höhere Anforderungen: In einigen Fällen können höhere Zäune auch außerhalb von Wildgehegen erforderlich sein, wenn die Gefahr von Wolfsangriffen extrem hoch ist oder wenn besondere Weidesituationen vorliegen. Hier kann die zuständige untere Naturschutzbehörde eine Ausnahmegenehmigung erteilen.

Warum darf man keine hohen Zäune auf Wiesen und Weiden bauen?

In Deutschland, insbesondere in Nordrhein-Westfalen (NRW), gibt es klare Vorgaben und Regularien, wann und wie hohe Zäune auf Wiesen und Weiden errichtet werden dürfen.

Grundsätzlich dürfen Zäune auf Wiesen und Weiden errichtet werden, wenn sie dem Schutz von Nutztieren, wie Schafen oder Ziegen, dienen. Allerdings müssen dabei verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:

  1. Zulässigkeit in Naturschutzgebieten: In Naturschutzgebieten oder landschaftsgeschützten Flächen unterliegt der Bau von Zäunen strengen Auflagen. Hier muss eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde eingeholt werden. Zäune dürfen das Landschaftsbild nicht stark beeinträchtigen oder den Zugang von Wildtieren (wie z. B. Rehen) zu wichtigen Wanderkorridoren blockieren.
  2. Notwendigkeit: Hohe Zäune werden vor allem dann genehmigt, wenn eine Notwendigkeit zum Schutz von Nutztieren besteht, etwa in Gegenden, in denen Wölfe leben. Hier greift oft das Wolfspräventionspaket, das spezielle Schutzzäune fördert.
  3. Abwägung von Naturschutz und Tierhaltung: Selbst wenn ein Zaun notwendig ist, muss abgewogen werden, ob der Bau in der jeweiligen Landschaft ökologisch sinnvoll und vertretbar ist. In manchen Gebieten können hohe Zäune z. B. verboten werden, wenn sie Wanderwege oder Lebensräume anderer Tiere stören.

Die Höhe von 1,40 Metern stellt somit einen Kompromiss dar. Einerseits reicht diese Höhe aus, um Wölfe effektiv abzuhalten, wenn der Zaun ordnungsgemäß errichtet und elektrifiziert ist, und andererseits die Durchlässigkeit der Landschaft zu bewahren und die Wanderungen von Wildtieren nicht zu stören.

Warum schaden hohe Schutzzäune der Umwelt im Naturschutzgebiet?

Hohe, feste Zäune können erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt in Naturschutzgebieten haben. Dazu gehören:

  1. Beeinträchtigung der Tierwanderungen: Viele Wildtiere wie Hirsche, Rehe oder Füchse nutzen bestimmte Routen, um zu Nahrung oder Wasser zu gelangen. Hohe Zäune können diese Wanderungen unterbrechen, was zu einem Verlust von Lebensraum oder sogar zum Verhungern der Tiere führen kann.
  2. Zerschneidung von Lebensräumen: Große Schutzzäune können Lebensräume zerschneiden und das ökologische Gleichgewicht stören, indem sie Tiere in kleineren Gebieten einsperren und den genetischen Austausch zwischen Populationen verhindern.
  3. Landschaftsbild: In Naturschutzgebieten spielt das ästhetische Erscheinungsbild eine wichtige Rolle. Hohe Zäune würden das natürliche Bild der Landschaft verändern und könnten auch den Erholungswert der Gebiete für Besucher mindern.
Zaun mit Stacheldraht ist nicht im Naturschutzgebiet erlaubt
Symbolfoto: Pixabay

Welche Materialien dürfen nicht verwendet werden?

Es gibt auch klare Vorgaben bezüglich der Materialien, die beim Bau von Schutzzäunen verwendet werden dürfen oder nicht:

  1. Stacheldraht: Der Einsatz von Stacheldraht ist in vielen Bereichen, insbesondere im Tier- und Naturschutz, verboten. Stacheldraht kann sowohl Weidetiere als auch Wildtiere schwer verletzen und ist daher als Zaunmaterial nicht zulässig.
    • Starke Metallgitter: In Naturschutzgebieten und auf Weiden sollten massive Metallgitterzäune vermieden werden, da sie das Landschaftsbild stark stören und die Bewegungsfreiheit von Wildtieren einschränken.

Geförderter Zaun hielt Wolf nicht ab? Voraussetzungen für einen Förderantrag für einen höheren Zaun

Ein Landwirt, der bereits einen geförderten Schutzzaun errichtet hat, und ein Wolf diesen jedoch aufgrund der Höhe von 1,40 Meter überwinden konnte und erneut Schafe gerissen hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen erneut Fördermittel für einen höheren oder verbesserten Zaun beantragen. Hier sind die wichtigsten Bedingungen und Schritte, die er dabei beachten muss:

  1. Nachweis eines Wolfsangriffs: Der Landwirt muss in der Regel nachweisen, dass der bereits bestehende Zaun nicht ausreichend war und es zu einem Wolfsangriff gekommen ist, bei dem Tiere zu Schaden gekommen sind. Dies kann durch einen Bericht des örtlichen Veterinäramts oder der zuständigen Naturschutzbehörde geschehen. Oft werden in solchen Fällen auch Wolfsexperten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) hinzugezogen, die den Vorfall untersuchen.
  2. Bisherige Zaunanforderungen erfüllt: Wichtig ist, dass der zuvor errichtete Zaun den damaligen Förderrichtlinien entsprach. Falls der bestehende Zaun z. B. zu niedrig war oder nicht korrekt errichtet wurde, kann es sein, dass der Landwirt keinen Anspruch auf eine erneute Förderung hat. In solchen Fällen müssen möglicherweise zunächst bauliche Anpassungen auf eigene Kosten vorgenommen werden, bevor ein erneuter Antrag gestellt werden kann.
  3. Anpassung des Schutzkonzepts: Wenn der bestehende Zaun als unzureichend bewertet wurde, muss der Landwirt ein verbessertes Schutzkonzept vorlegen.

    Dazu könnte gehören: Erhöhung der Zaunhöhe: Falls der Wolf über den alten Zaun gesprungen ist, kann eine Erhöhung auf z. B. 1,50 Meter oder höher sinnvoll sein.
  4. Fristen beachten: Der Landwirt sollte den Antrag möglichst zeitnah nach dem Wolfsangriff stellen. In der Regel gibt es keine festgelegten Wartezeiten für einen erneuten Antrag, aber es muss ein triftiger Grund vorliegen, wie z. B der Nachweis, dass der Wolf den bestehenden Zaun überwunden hat.
Einsatz von Herdenschutzhunde
Symbolfoto: Pixabay

Wann sind Herdenschutzhunde sinnvoll, wann nicht?

Herdenschutzhunde, nicht zu verwechseln mit Hütehunde, können für viele Schäfer eine wirksame Maßnahme sein, um ihre Herden vor Raubtieren wie Wölfen zu schützen, aber sie sind nicht für jeden Schäfer und jede Situation gleichermaßen geeignet.

Die zwei bekanntesten Herdenschutzhund-Rassen, die häufig zur Bewachung von Weidetieren eingesetzt werden sind der Kangal (Anatolischer Hirtenhund), und der Pyrenäenberghund (Chien de Montagne d und es Pyrénées).

Auf den Einsatz von Herdenschutzhunden sollte in bestimmten Situationen verzichtet werden, da sie nicht immer die beste Lösung für alle Schäfer oder Herden sind. Hier sind einige Fälle, in denen Herdenschutzhunde problematisch oder ungeeignet sein können:

1. Kleine, gut eingezäunte Flächen
Wenn die Herde auf einer kleinen Fläche weidet, die durch Zäune oder andere Barrieren gut geschützt ist, sind Herdenschutzhunde oft unnötig. Hunde brauchen Raum, um effektiv zu arbeiten, und auf kleinen Flächen könnten sie sich langweilen oder gestresst sein, was zu unerwünschtem Verhalten führen kann.

2. Intensive menschliche Aktivität
In Gebieten mit viel menschlicher Aktivität, wie Wanderwegen oder touristischen Regionen, können Herdenschutzhunde problematisch sein. Diese Hunde sind darauf trainiert, ihre Herde vor potenziellen Bedrohungen zu schützen, was dazu führen kann, dass sie Menschen oder andere Hunde als Bedrohung wahrnehmen. Dies könnte zu Konflikten und sogar gefährlichen Situationen führen.

3. Fehlende Erfahrung oder Zeit des Schäfers
Herdenschutzhunde erfordern eine sorgfältige Ausbildung und regelmäßige Pflege. Schäfer, die nicht genügend Zeit oder Erfahrung in der Haltung und Ausbildung solcher Hunde haben, sollten auf deren Einsatz verzichten. Untrainierte oder schlecht geführte Herdenschutzhunde können aggressiv werden oder ihre Arbeit nicht effektiv ausführen, was den Schutz der Herde gefährden könnte.

4. Hohe Kosten für Anschaffung und Unterhalt
Die Anschaffung, Pflege und das Training von Herdenschutzhunden können teuer sein. Für Schäfer mit begrenzten finanziellen Mitteln sind Zäune oder andere Schutzmaßnahmen möglicherweise kostengünstigere Alternativen. Darüber hinaus können die laufenden Kosten (Futter, Tierarztkosten, Versicherung etc.) eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen.

5. Konflikte mit anderen Tieren
In einigen Fällen kann es zu Konflikten zwischen Herdenschutzhunden und anderen Tieren kommen, wie zum Beispiel Herdenschutzhunden anderer Bauern oder fremden Haustieren. Wenn die Weideflächen nahe an Wohngebieten oder anderen Betrieben liegen, könnten solche Konflikte die Beziehungen zu Nachbarn belasten und rechtliche Probleme verursachen.

Fazit:

Herdenschutzhunde sind eine wertvolle Schutzmethode, aber nicht für jeden Schäfer oder jede Herde geeignet. Die Entscheidung hängt von Faktoren wie der Größe der Herde, den finanziellen Möglichkeiten des Schäfers, der Art der Weideflächen und der Lage von Raubtieren ab. Es bedarf einer guten Planung und einer fundierten Überlegung, ob und wie sie eingesetzt werden.

Auf den Einsatz von Herdenschutzhunden sollte verzichtet werden, wenn die Weidefläche zu klein ist, es viel menschliche Aktivität gibt, der Schäfer keine ausreichende Zeit oder Mittel hat, die Hunde zu pflegen, oder wenn es keine Raubtierbedrohung gibt. In solchen Fällen sind alternative Schutzmaßnahmen oft geeigneter und weniger konfliktbehaftet.

Wolf oder Weidetiere

Wolf oder Weidetiere? Eine Frage des Kompromisses

Die Rückkehr des Wolfs stellt Schäfer und Naturschützer vor eine Herausforderung. Einerseits muss der Schutz der Nutztiere gesichert werden, andererseits darf die Natur nicht zu stark beeinträchtigt werden. Schutzzäune und Herdenschutzhunde sind bewährte Lösungen, doch nicht immer optimal. Schäfer müssen abwägen, welche Maßnahme in ihrer Situation am sinnvollsten ist und den Förderrichtlinien entspricht.

Schwierige Balance in dicht besiedelten Regionen

In dicht besiedelten Gebieten wie Nordrhein-Westfalen wird der Ausgleich zwischen Tier- und Naturschutz besonders schwierig. Die vielen landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen erschweren es, Naturschutz und Landschaftsschutz mit effektiven Schutzmaßnahmen zu verbinden. Zäune dürfen nicht zu hoch sein, um die Durchlässigkeit für Wildtiere zu wahren, müssen aber dennoch zuverlässig vor Wolfsangriffen schützen.

Zaun bietet keinen Schutz vor dem Wolf für Schafe in der Förderkulisse Westmünsterland

Vermeidung der Entnahme von Wölfen

Ein weiterer Punkt ist die Vermeidung der Tötung von Wölfen. Um das zu verhindern, müssen Schutzmaßnahmen gut durchdacht und wirksam sein. Nur wenn die Herden ausreichend geschützt sind, kann die Entnahme von Wölfen als letzte Maßnahme vermieden werden. Ein intelligenter Einsatz von Zäunen und Herdenschutzhunden hilft, das Gleichgewicht zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu bewahren.

Quo vadis? Die Zukunft dieser Schutzmaßnahmen wird entscheidend davon abhängen, wie gut es uns gelingt, den Natur- und Tierschutz in einem dicht besiedelten Raum wie NRW in Einklang zu bringen, wo die Bedürfnisse der Weidetiere, die Erhaltung der Landschaft und der Schutz der Wölfe unter einen Hut gebracht werden müssen – und eine Entnahme der Wölfe vermieden werden kann.

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