Die Schließung des Jugendhauses Erle und der Umzug in die Turnhalle sorgten für zahlreiche Fragen und teils kritische Reaktionen. Philipp Hatkämper, Leiter des Jugendhauses Raesfeld, beschreibt die Herausforderungen und Auswirkungen des Umzugs des Jugendhauses Erle in die Turnhalle.
Trotz der schwierigen Bedingungen bemühen sich die Mitarbeiter, die offene Kinder- und Jugendarbeit fortzuführen und den Kindern und Jugendlichen weiterhin eine unterstützende Umgebung zu bieten.
Das Jugendhaus Erle
Das Jugendhaus Erle wurde 1997 speziell für die Jugendarbeit errichtet und räumlich darauf ausgelegt. Seitdem war es ein fester Bestandteil im Dorf und diente oft auch als „der Fels in der Brandung“, um es vorsichtig auszudrücken. Ich selbst habe viele Jahre dort gearbeitet und die Räumlichkeiten eröffneten mir in der pädagogischen Arbeit zahlreiche Möglichkeiten und Chancen, um mit den Kindern und Jugendlichen kreativ und bedürfnisorientiert zu arbeiten.
Die neuen Räumlichkeiten
Nun ist der Umzug vollzogen, was bedeutet, dass wir versuchen, aus der aktuellen Situation das Beste zu machen. Die offene Kinder- und Jugendarbeit in Raesfeld und Erle konnte beinahe nahtlos fortgeführt werden. Unsere offene Arbeit umfasst ein breites Spektrum an Aktivitäten und Projekten, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen unserer Besucher zu verbessern und deren individuelle sowie soziale Entwicklung zu fördern.
Wenig Platz für mehrere Aktivitäten
In kleineren Räumlichkeiten können sich jedoch logischerweise weniger Besucher aufhalten und sich weniger frei entfalten, wie es in einem Haus mit vielen Räumen und großem Außengelände sowie Anbindung an den Skateplatz, Bolzplatz und Spielplatz möglich wäre. Hier spielen Lautstärke, unterschiedliche Altersstrukturen und wenig Platz für mehrere Aktivitäten nebeneinander eine Rolle.
Pädagogische Arbeit
Unsere Arbeit und auch wir als Pädagogen sind vielfältig und flexibel. Die Arbeit findet nun schon seit einiger Zeit unter den gegebenen Umständen erfolgreich in den Räumlichkeiten der Turnhalle in Erle statt, geleitet von meinem Kollegen Daniel Bankstahl.
Wir rücken als Jugendhäuser in den letzten Monaten enger zusammen und versuchen, unsere Kooperation mehr denn je auszuweiten, um den Kindern und Jugendlichen das Bestmögliche zu bieten, was unter den gegebenen Umständen möglich ist.
Verlust kann teilweise ausgeglichen werden
Den Verlust der alten Räumlichkeiten und deren vielfältigen Möglichkeiten können wir jedoch nur teilweise ausgleichen. Einiges blieb auf der Strecke, aber durch eine neue Ausrichtung und einen veränderten Fokus konnte unsere Arbeit, wenn auch beschnitten, weitergehen.
Auszug aus dem Konzept des Jugendwerks Raesfeld
„Ziel der Arbeit des Vereins ist es, den Kindern und Jugendlichen sowie jungen Erwachsenen Hilfen für die freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit im musisch-kulturellen, gesellschaftlich-politischen und geistig-religiösen Bereich zu ermöglichen.“
Politische Situation
Die Gesamtsituation und ihr unglücklicher Verlauf sowie die anfängliche Nichttransparenz und mangelnde Kommunikation bieten viel politischen Zündstoff. Es werden bewusst Ängste geschürt, die ein Gefühl von Unsicherheit und Bedrohung auslösen sollen und einer bestimmten politischen Agenda dienen.
Toleranz, Achtung und gegen rechtem Gedankengut
Unsere Arbeit ist jedoch von Grund auf vielfältig, interkulturell und bunt. Sie ist nicht vereinbar mit rechtem Gedankengut von Menschen, die sich gerne für das Jugendhaus aussprechen, aber eigentlich vorrangig gegen Asylbewerber hetzen.
Auszug aus dem Kinder- und Jugendförderplan des Kreises Borken 2021-2025. 4.3.3 Interkulturelle Bildung:
„Junge Menschen sollen gefördert werden, andere Kulturen zu akzeptieren und sich gegenseitig zu achten. Entlang dieses Grundsatzes sind die Angebote so zu gestalten, dass junge Menschen Toleranz, gegenseitige Achtung, Demokratie und Gewaltfreiheit lernen.“
Abgrenzung vom „Bürgerforum Raesfeld-Erle“ und Ausblick
Wir möchten uns auch noch einmal vom „Bürgerforum-Raesfeld-Erle“ abgrenzen, da es diesbezüglich zahlreiche Nachfragen gab. Wir sind nicht die Organisatoren und arbeiten auch nicht mit diesem Forum zusammen.
Befristete Option
Letztendlich haben wir Verständnis für die schwierige politische Lage in der Gemeinde. Unser Bürgermeister Martin Tesing bezeichnete das Jugendhaus als eine „befristete Option“ und die Gemeinde werde die Räume wieder freigeben. „Das ist keine Lösung auf Dauer“, sagte er.
Dieser Satz trifft auch auf die Unterbringung des Jugendhauses Erle in der Turnhalle zu. Kinder und Jugendliche haben in den letzten Jahren aufgrund der Coronapandemie viele Opfer gebracht. Auch jetzt stehen sie weiterhin unter Belastungen, wie durch die Schließung des Jugendhauses, was in ihrer Lebensrealität der Schließung der Turnhalle sowie sämtlicher örtlicher Vereine für drei Jahre gleicht.
Philipp Hatkämper
Leitung Jugendhaus Raesfeld
„Das ist keine Lösung auf Dauer.“