Die kleine Kornbrennerei “Böckenhoff” in Erle blickt auf eine lange Tradition zurück. Eine Brennerei, die das Produkt „Korn“ noch selber herstellt – und das bereits in der 7. Generationen ist heutzutage eine Seltenheit.
Denn hier in Erle Korn noch nach alter Rezeptur des Brennmeisters und ehemaligen Präsidenten der „Deutschen Alkoholhersteller” Johannes Böckenhoff,
Das Handwerk hat Böckenhoff von seinem Vater gelernt. Laut EU-Gesetz gilt es schon als Herstellung, wenn man Alkohol einkauft und mit Wasser in Trinkstärke bringt.
Anders in Erle. Hier wird im ersten Brand vom Getreide der nicht trinkbare Rohalkohol gebrannt. Mit dem zweiten Brand wird das Feindestillat in der eigenen Kornbrennerei hergestellt.
Über Marktpreis gekauft
Vor fast 100 Jahren hat der Staat das Brandweinmonopol eingerichtet. Nicht ohne Proteste der Kornbrenner, denn diese Regulierung verhinderte weiteres Wachstum der einzelnen Brennereien. Wer größer werden wollte, musste damals zwangsläufig die Brennerechte eines anderen Brenners erwerben. „Der Staat hat vor hundert Jahren das Monopol den Brennern aufgezwungen, um so selber die Produktion des Alkohols steuern zu können“, so Johannes Böckenhoff, der mit seinen Brennrechten immer gut zurechtkam.
Im Umkehrschluss bedeute das Monopol aber auch, dass ein Brenner seinen Rohalkohol über Marktpreis an die Bundesmonopolverwaltung verkaufen konnte, die dann den Alkohol reinigte und zum Marktpreis weiter vermarktete. Der Fall des Monopols lief somit unter dem Stichwort „Subventionsabbau“.
Den meisten landwirtschaftlichen Kornbrennereien, die vom Verkauf des einfacher herzustellenden Rohalkohols lebten, wurde es so aber unmöglich, weiter zu arbeiten. Grund: Sie verfügten über keine funktionsfähigen Feinbrenngeräte, konnten also nur Rohalkohol herstellen.
„Stand der Dinge nun ist, dass die selbstvermarktenden Brennereien den Alkohol einkaufen müssen, denn eine eigene Herstellung zum Weltmarktpreis ist in Deutschland unmöglich“, erklärt Böckenhoff den Verfall einer alten deutschen Tradition.
250.000 Euro
Aber auch das Feinbrennen ist erheblich teurer geworden, wenn es überhaupt noch jemand machen kann, denn die Neuanschaffung eines Feinbrenngerätes in der Größenordnung liegt bei rund 250.000 Euro, was für viele Brennereien einfach unerschwinglich ist.
„Darüber hinaus ist das auch eine Investition, die zur Zeit sich überhaupt nicht rechnet, denn man kann Alkohol viel billiger zum Beispiel aus Brasilien, (ein Liter reiner Alkohol kostet hier 0,37 Euro), einkaufen, als ihn hier in Deutschland selber zu prodizieren“, erklärt Böckenhoff.
Seit 1832 Jahren gibt es die „Kleine Brennerei Böckenhoff“ in Erle. Eine Brennerei, die nur deshalb existieren konnte, weil sie den Bezug zur heimatlichen Region und ihren Menschen nie verloren hat“, resümiert Johannes Böckenhoff seinen Erfolg über all die Jahre.
„Ein großes Glück für mich war die Verbundenheit der Menschen um mich herum, die den selbst gebrannten Korn aus Erle schätzen“, so Böckenhoff, der die Kunst des Brennens beherrscht.
„Ein Korn sollte so gebrannt sein, das er noch an den Ursprung „Korn“ erinnert. So haben wir in Erle das Glück, durch den unterirdischen See – der Halterner Sande, ein Wasser benutzen zu können, was keine Verfälschung durch äußere Einflüsse hat“, verrät der Brennmeister eines seiner Brenngeheimnisse.
„Wichtig war mir immer, dass ein Korn auch als Korn unverfälscht erkennbar ist. Der Geschmack eines fremden Destillates, wie so häufig gepriesen `ein Hauch von alten Whiskey´ Cherry oder Eichen- oder von Weinfässern, sollte den typischen Korngeschmack nicht überdeckt. Typisch war es eigentlich immer schon für Wodka, Grappa und Korn, den Brand unverändert zu lassen“, setzte Böckenhoff hinzu.
Nachfolger gefunden
Eine Brennerei, die nur deshalb existieren konnte, weil sie den Bezug zur heimatlichen Region und ihren Menschen nie verloren hat“, resümiert Johannes Böckenhoff seinen Erfolg über all die Jahre.
In die Zukunft geschaut hofft der 64-jährige Kornbrenner, dass diese alte Erler Brennereitradition erhalten bleibt, auch, wenn er nun so langsam seinem (Un)-ruhestand entgegen sieht. Er ist aber auch guter Dinge, denn die Verhandlungen mit seinem Nachfolger Dirk Böckenhoff, der in Dorsten eine Obstbrennerei betreibt, seien mittlerweile soweit gediehen, dass die Besieglung per Vertrag nur noch reine Formalität sei. Verwandt sind beiden Böckenhoffs anscheinend, allerdings so entfernt, dass man die Ahnenreihe bis ins Jahr 1806 bemühen muss. Johannes Böckenhoff freuet sich jedenfalls, dass er einen engagierten Nachfolger gefunden hat, der die Familientradition in Erle weiter betreibt: Böckenhoff übernimmt Böckenhoff.
Petra Bosse