Am 15. Dezember erleben die Besucher der Mittelstraße ein neues Konzept für die Weihnachtszeit
Schermbeck (hs). Weihnachtsmärkte sind in den letzten Jahrzehnten wie Pilze aus der Erde geschossen. Ermüdungserscheinungen blieben nicht aus. Immer mehr Organisatoren von Weihnachtsmärkten beklagen rückgehende Besucherzahlen. Auch der seit 1976 von der Werbegemeinschaft Schermbeck alljährlich durchgeführte Weihnachtsmarkt folgte dem Trend geringer werdender Besucherzahlen.
In dieser Situation kam ein Angebot der GAGU-Zwergenhilfe gerade recht. Die Gruppe hatte jahrelang das Schermbecker Weihnachtsdorf am Rathaus betreut und wollte diese Aktion nicht mehr fortsetzen, sondern etwas Neues präsentieren. GAGU-Sprecherin Gudrun Gerwien und Gaby Schmitt hatten das Charles-Dickens-Festival in den Niederlanden kennen gelernt. Ihr Vorschlag, etwas Ähnliches in Schermbeck zu starten, stieß bei der Werbegemeinschaft auf offene Ohren. Volksbank und Verbands-Sparkasse stellten jeweils 1500 Euro zur Verfügung
Am 15. Dezember können die Besucher zwischen 12 und 19 Uhr auf der für den Verkehr gesperrten Mittelstraße zwischen dem Sportgeschäft „Aktimo“ und der Ludgeruskirche miterleben, wie Menschen im 19. Jahrhundert gelebt haben. Das gibt es sonst nirgendwo im weiten Umfeld Schermbecks. Gestern wurden Details des Festes vom WG-Vorsitzenden Wolfgang Lensing und von den GAGU-Mitgliedern Johannes Nover und Dieter Schmitt vorgestellt. Sämtliche Planungen erfolgten ohne Unterstützung einer Agentur. „Das war im Vorfeld richtig anstrengend“, gestand Wolfgang Lensing, der zugleich „die beeindruckenden Leistungen“ der GAGU-Zwergenhilfe würdigte. Reinhard Hoffacker von der Verbands-Sparkasse sprach in diesem Zusammenhang sogar von „GAGU-Riesenhilfe“.
Fast 100 Schauspieler und Darsteller haben ihre Mitwirkung angekündigt. Historische Handwerksstände wird man am ebenso auf der Mittelstraße in Augenschein nehmen können wie Straßenkinder, die ihre Fertigkeiten als Taschendiebe testen wollen, und Frauen, die am Waschbrett zeigen, wie lange vor Erfindung der elektrisch betriebenen Waschmaschine im Jahre 1901 schmutzige Kleidungstücke gereinigt werden konnten. Kastanien werden geröstet, Strohsterne gebastelt. Ein Märchenerzähler tritt vor der Buchhandlung Hansen auf. Vor Berger kann man einem Tischler bei der Arbeit zuschauen. Handwerkliches präsentiert der Jahrgang 13 der Gesamtschule. An einem Lehmofen soll Fladenbrot gebacken werden. Vor der Volksbank findet eine Volkszählung statt. Wer sich meldet, nimmt automatisch an einer Verlosung teil.
Unterwegs begegnen den Besuchern Bettler, Straßenkinder, die von ihrer Gouvernante begleitet werden, junge Schnösel mit erhobener Nase, ein Bauer mit einem Esel und ein Schäfer. In zwei Wachhäuschen an den Enden der Mittelstraße achtet Wachpersonal darauf, dass kein Gesindel in den Ort kommt. Kapelle „Einklang“ und der Frauenchor „bella musica“ wollten altes Liedgut zu Gehör bringen. Das Heimatmuseum ist am Nachmittag geöffnet. Außerdem bietet der HV-Vorsitzende Hans Zelle Führungen über den historischen Rundwanderweg an.
65 auf Alt getrimmte Händlerstände wird es geben. Die Veranstalter haben darauf geachtet, dass die Angebote zum Thema passen, also keine Computer oder I-Pads verkauft werden. Mit 300 Metern Jute-Bahnen soll zu viel Modernität auf der Mittelstraße verdeckt werden. Auch die Straßenschilder und Mülltonnen werden verhüllt
Für das leibliche Wohl sorgen Schermbecker Gastronomen. Auf dem Gustav-Sack-Parkplatz steht eine „Armenküche“. Vor der „Schermbecker Mitte“, wird ein Schwein am Spieß gebraten.
Wer sich noch an der Festgestaltung beteiligen möchte, kann sich kurzfristig bei Dieter Schmitt (Tel. 02853/4782) oder bei Gudrun Gerwien (Tel. 02853/912435) melden.
Foto: Werbegemeinschaftsvorsitzender Wolfgang Lensing und Verbands-Sparkassen-Mitarbeiter Reinhard Hoffacker laden ebenso zur „Schönen alten Weihnachtszeit“ ein wie Dieter Schmitt (GAGU-Zwergenhilfe), Volksbank-Mitarbeiter Johannes David-Spickermann und Johannes Nover (GAGU-Zwergenhilfe) (v.l.). Foto Scheffler