Der massive Schneckenbefall in diesem Jahr, verursacht durch vermehrten Regen, stellt viele Hobbygärtnerinnen und -gärtner vor Herausforderungen. Besonders die Spanische Wegschnecke sorgt für erheblichen Schaden in Gemüse- und Blumenbeeten.
Wald und Holz NRW rät jedoch davon ab, Schnecken einfach im Wald auszusetzen, da dies das fragile Ökosystem stören könnte.
Schnecken im Gartenbeet: Ein Ärgernis!
Abgefressene Salatköpfe und lange Schleimspuren: Zum Ärger vieler Hobbygärtnerinnen und -gärtner fressen sich zurzeit scharenweise Nacktschnecken durch Gemüse- und Blumenbeete im Garten. Besonderen Grund zum Ärgern biete die Spanische Wegschnecke, die ihren Hunger mit Pflanzen aller Art stille und gerade auch junge Gemüsepflanzen mit Vorliebe verspeise. In diesem Jahr sei der Schneckenbefall aufgrund des vielen Regens besonders massiv.
In vielen Beeten blieben von aufwändig gezogenen Tomaten- oder Gurkenpflänzchen daher nur noch karge Stängel stehen. Zum Schutz des eigenen Gemüses empfihelen Nutzer in manchen Onlineforen daher, die Schnecken zu sammeln und im Wald auszusetzen. Das sehen Expertinnen und Experten jedoch nicht als die Lösung erster Wahl an. Zwar erfüllten Schnecken im Wald wichtige Aufgaben als Zersetzer im Boden, dennoch empfehle Wald und Holz NRW nicht, Schnecken aus dem eigenen Garten massenhaft im Wald auszusetzen.

Keine natürlichen Fressfeinde
Reihten sich ein paar verregnete Sommertage aneinander, kröchen schon bald sehr viele Nacktschnecken durchs geliebte Gemüsebeet. Die nachtaktiven Tiere mögen es feucht, weshalb sie vor allem nach einem Regenschauer aus ihren Verstecken an die Oberfläche kröchen. Am häufigsten und besonders unbeliebt in unseren Gärten sei die Spanische Wegschecke. Sie breite sich zurzeit besonders stark aus – unter anderem, weil sie in Deutschland fast keine natürlichen Fressfeinde habe. Frische Blüten und viele Gemüsesorten, wie zum Beispiel grüner Salat oder Erdbeeren, liebten sie besonders. Nach ein paar feuchten Sommertagen könne es passieren, dass die Nacktschnecke ganze Gemüsebeete kahl fresse.
Auch hohe Töpfe oder Hochbeete könnten die hungrige Schnecke nicht aufhalten. Ärgerlich sei zudem, dass aus einer Schnecke schnell mehr würden, denn jede Spanische Wegschnecke könne bis zu 400 Eier legen. Ihr Nachwuchs wiederum könne sich schon nach circa sechs Wochen weiter fortpflanzen.
Einfach im Wald aussetzen. Kein Problem, oder?
Hier und da werde empfohlen, Eierschalen und Kaffeesatz um die Pflanzen zu streuen. Auch Kupferstreifen, die um die Beete geklebt würden, sollten Abhilfe schaffen. Wieviel Erfolg solche Maßnahmen brächten, sei ungewiss. Ein Tipp, der online in Gartenforen kursiere, solle jedoch nicht unbedingt verfolgt werden, weiß Naturschutzexperte Michael Elmer von Wald und Holz NRW: „Auf den ersten Blick klingt die Idee so einfach wie tierfreundlich: Schnecken, die im eigenen Garten das geliebte Gemüse wegfressen, sammelt man einfach ein und setzt sie im Wald wieder aus.“
Denn dort, so könne man meinen, würden die Schnecken einen perfekten Lebensraum finden, am Leben bleiben und im eigenen Garten keinen Schaden mehr anrichten.
Der Wald ist ein komplexes Ökosystem
Trotzdem rate der Naturschutzexperte davon ab: „Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sie sich in einem fremden Lebensraum derart gut einleben, dass sie andere Arten bedrängen und dadurch die Abläufe im Ökosystem verändert würden. Dennoch rate ich davon ab, denn der Wald ist ein komplexes Ökosystem, in dem jede hier vorkommende Art eine ganz bestimmte Rolle ausfüllt. Dieses System ist in sich sehr stabil und sorgt unter anderem für eine gute Nährstoffversorgung der Bäume. Fällt aber eine Art aus oder kommt eine ganz neue von außen hinein, kann das ganze System auch ins Wanken geraten.“
Schnecken im Wald: Nützliche Zersetzer
Gefräßig sind im Übrigen nicht nur die Schnecken im Garten. Im Wald jedoch ist ihre Gefräßigkeit überaus hilfreich. Mehr als 250 Schneckenarten gibt es in Deutschland. Tagsüber versteckt unter Steinen, altem Laub oder morschem Holz kommen Gehäuseschnecken wie die Weinbergschnecke, oder Nacktschnecken wie der Pilzschnegel oft erst nachts heraus. Indem sie abgestorbene Pflanzen, Blätter, Pilze und auf Holz wachsende Algen fressen, tragen sie wesentlich zum Abbau organischer Substanzen bei.
Blüten, Früchte und Samen
Auch Blüten, Früchte und Samen knabbern sie gerne an. Weil Schnecken und andere Insekten den „Abfall“ auf dem Boden zu fruchtbarem Humus zersetzen, kann neues Leben entstehen. Auf dem nährstoffreichen Waldboden können neue Pflanzen und Bäume wachsen. Einzelne Arten, wie der Pilzschnegel, ernähren sich von Pilzen und verbreiten so ihre Sporen im Wald. Gleichzeitig sind heimischen Schneckenarten selbst Nahrung für viele Tiere wie Vögel, Igel und Spitzmäuse. Sie fressen den Weichkörper und auch die harte Schale. Einige Singvögel, wie zum Beispiel Amseln und Stare, füttern ihre Jungen mit den kalkhaltigen Schneckenhäusern, denn Kalk ist auch für sie wichtig für die Knochenbildung. Schnecken erfüllen im Wald damit wichtige Aufgaben und sind weit mehr als Pflanzenschädlinge!