Die überraschende Ankündigung von Bürgermeister Martin Tesing, nicht erneut zur Wahl anzutreten, hat in der politischen Landschaft Raesfelds für gemischte Reaktionen gesorgt. Während einige Akteure betroffen und überrascht sind, zeigt sich in den Aussagen der Fraktionen auch Respekt und Anerkennung für Tesings Arbeit.
Am Montagabend, dem 18. November, verkündete Bürgermeister Martin Tesing nach seiner Haushaltsrede im Gemeinderat, dass er bei der kommenden Kommunalwahl 2025 nicht erneut als Bürgermeisterkandidat antreten werde.
In einer kurzen und knappen Erklärung sagte der 62-Jährige: „Fast 15 Jahre durfte ich die positive Gestaltung unserer Gemeinde mitgestalten. Getreu dem Motto, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, werde ich den Weg frei machen für eine/n jüngere/n Kandidaten oder Kandidatin“. Mit diesem Schritt und seiner heutigen Entscheidung möchte Tesing, wie er anfügte, sicherstellen, dass die Gemeinde auch weiterhin den positiven Weg zukünftig weiterführen kann“.
Diese Ankündigung sorgte sowohl für Überraschung als auch für Bestätigung bei politischen Wegbegleitern und Beobachtern. Wir haben von den Fraktionsvorsitzenden Reaktionen eingeholt.
Argumente aus der CDU
Bernhard Bölker, Fraktionschef der CDU, gestand, dass er die Entscheidung zwar geahnt, aber dennoch bewegt aufgenommen habe: „Ja, wenn man in den letzten Monaten zwischen den Zeilen gelesen hat, konnte man das vermuten – zumindest, wenn man ihn gut kennt. Dennoch hat es mich überrascht und auch emotional berührt.“ Er habe den Eindruck gehabt, dass auch Martin Tesing selbst bei seinen Abschiedsworten sichtlich bewegt war.
Bölker hob die Verdienste Tesings hervor: „Ich denke, wir haben Martin Tesing viel zu verdanken – wie die Entwicklung des Schlosses, den Ausbau von Gewerbe- und Wohngebieten, und all das, was in den letzten Jahren entstanden und vollendet wurde.“ Mit Blick Auf die bevorstehende Kommunalwahl räumte er jedoch ein, dass die Partei nun umdisponieren musste: „Plan A war, dass Martin Tesing bleibt. Das ist nun hinfällig, und die Arbeitsgruppe des CDU-Ortsvereins muss Plan B entwickeln, um bis zur Wahl am 14. September 2025 einen geeigneten Kandidaten zu präsentieren.“
Darüber hinaus wies Bölker darauf hin, dass auch einige Ratsmitglieder nicht mehr antreten würden, was zusätzlichen Handlungsbedarf bedeute. „Aber ich bin sicher, dass unser Bürgermeister seine Arbeit bis zum letzten Tag, den 31. Oktober 2025, mit voller Konsequenz weiterführen wird.“
UWG: Respekt und Ideen für die Zukunft
Und auch Volker van Wasen Fraktionsvorsitzender der UWG nimmt Stellung zur Ankündigung von Martin Tesing nicht mehr für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Wie er betont, sei er gestern nicht überrascht gewesen, aber: „Die Ankündigung Martin Tesings zu seinem Abschied als Bürgermeister nehmen wir mit Respekt zur Kenntnis. Er war immer ein Mann der klaren Worte. Mit Kritik konnte er jedoch nicht immer umgehen. Er hat in seiner Zeit als Bürgermeister einiges bewegt, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Wir als UWG haben noch viele Ideen für die Zukunft Raesfelds und machen uns zur Nachfolgekandidatur des Bürgermeisters natürlich auch Gedanken“.
Henry Tünte von den Grünen: „Ich finde es sehr schade“
Auch Henry Tünte, Vertreter der Grünen, äußerte sich zur Entscheidung von Bürgermeister Martin Tesing, nicht erneut zur Wahl antreten. „Am Montag war ich doch überrascht, obwohl ich im Vorfeld schon so etwas munkeln gehört habe“, gab Tünte zu. Er bedauert den Schritt Tesings: „Ich finde es sehr schade, denn rückblickend kann ich sagen, dass wir als Fraktion bis heute gut mit ihm zusammengearbeitet haben.“
Mit Blick auf die bevorstehende Kommunalwahl 2025 erklärte Tünte, dass die Grünen bislang noch keine Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Aussicht hatten: „Bis heute haben wir noch nicht über einen Kandidaten nachgedacht, aber wir als Partei werden in Kürze grundsätzlich darüber nachdenken.“
FDP: Lob für die Zusammenarbeit und kritischer Blick auf das Amt
Auch Christoph Stephan, Fraktionsvorsitzender der FDP, zeigte sich von der Entscheidung überrascht: „Ja, ein bisschen überrascht war ich. Ich habe damit nicht gerechnet, dass er aufhört.“ Er lobte die Zusammenarbeit mit Tesing: „Bis auf wenige Kleinigkeiten habe ich keinen Grund zur Beschwerde. Sein Auftreten uns gegenüber war stets korrekt, und wir konnten als Fraktion immer gut miteinander reden.“
Stephan zeigte Verständnis für die Belastung, die mit dem Amt des Bürgermeisters einhergeht. „Ein Bürgermeister ist ein bisschen wie ein Pfarrer – immer erreichbar. Das macht das Amt belastender als andere im öffentlichen Dienst. Man muss sich fragen, ob ein ehrenamtlicher Bürgermeister in modernen Zeiten überhaupt noch praktikabel ist.“
Die FDP hat bisher keine Kandidaten aufgestellt, da man nicht mit einem Wechsel gerechnet habe. „Gegen Martin Tesing hätten wir keine Gegenkandidaten aufgestellt“, so Stephan.