„Christlicher Fundamentalismus in der Kirche – Wer gestaltet unsere Zukunft in der Kirchengemeinde St. Martin?“
RAESFELD. Gut besucht war die Infoveranstaltung „Christlicher Fundamentalismus in der Kirche – Wer gestaltet unsere Zukunft in der Kirchengemeinde St. Martin?“ am Donnerstagabend in der Festhalle Droste. Eingeladen hatten drei Familien, die sich im Vorfeld vehement gegen die Reihe „Samstags bei Silvester“ im St. Silvester Haus ausgesprochen hatten.

„Wir möchten nicht, dass Gruppen wie Legionäre Christi, Karl-Leistner-Jugend und Regnum Christi in unserer Gemeinde missionieren und wollen ihnen dafür bei uns in der Gemeinde auch keine Plattform bieten“, sagte Matthias Sümpelmann, Vertreter einer der drei Familien. Der Abend solle eine humane und lockere, aber „keine Hetzveranstaltung“ werden. „Eine Aufklärung hat bis heute nicht stattgefunden und ich hoffe, dass wir heute Abend die Kehrseite dieser Gruppen aufklären können“, so Sümpelmann.
„Religiöser Verbraucherschutz“
Harald Baer, ehemaliger Referent für Religion- und Weltanschauung der katholischen sozialethischen Arbeitsstelle Hamm, referierte fast drei Stunden lang. „Religiösen Verbraucherschutz“ nannte er dies. „Ich denke, dass wir uns ein Bild machen, was Fundamentalismus im Allgemeinen, insbesondere in der katholischen Kirche, bedeuten kann.“ Er schlug den Bogen vom Zweiten Vatikanischen Konzil zur Pius-Bruderschaft und sexuellen Ausschweifungen des Legionäre-Christi-Gründers, Marcial Maciel. „Diese Veranstaltung heute betrachte ich als religiösen Verbraucherschutz und ich denke, dass wir uns gemeinsam ein Bild machen, was Fundamentalismus im Allgemeinen, insbesondere in der katholischen Kirche, bedeuten kann“, so Baer.

Eindeutig als ultrakonservativ bis hin zum fundamentalistische
Offensichtlich ermüdete der ausschweifende Vortrag – es erhob sich Widerspruch über Ablauf und Inhalt der Veranstaltung unter den Zuhörern. „Lassen Sie uns doch zu den zwei angekündigten Punkten kommen und die Sauereien des Marcial Maciel beenden“, so Walter Großewilde.
„Wem es nicht passt, der kann ja gehen“, rief jemand. Rita Schierenberg: „Sie haben sich viel Mühe gemacht, aber eigentlich ist das nicht unser Thema, sondern Fundamentalismus in unserer Gemeinde.“
Carlo Behler fragte, wo Baer die Legionäre einordne.„Eindeutig als ultrakonservativ bis hin zum fundamentalistischen Lager.“ So meldete sich eine Zuhörerin zwischendurch zu Wort, die der Meinung war, dass viele Dinge, die eingefahren sind, nicht einfach mehr aus den Köpfen gestrichen werden können. Wie kann aber die Gemeinde damit umgehen?
„Sexueller Missbrauch ist nicht nur ein Fehlverhalten, wie über eine rote Ampel fahren“, so Matthias Sühling.

„Keine Privilegien“
„Wir müssen uns als Christen stark machen, und wenn hier Religionsfreiheit und interreligiöser Dialog stehen, dann möchte ich mit diesen Menschen, die rechts vom Hauptstrom liegen, auch reden und diese verstehen lernen“, warf Klaus Kriebel ein. „Ich sehe die Gefahr einer Spaltung in unserer Kirchengemeinde. Wir müssen uns zusammenraufen. Aber es darf keine Privilegien für sektenhafte Vereine geben“, so Heinz Heier.
Eine Gruppe aus Erle zog am Ende Bilanz: „Es war eine einseitige Sache und letztendlich kam nichts Neues raus, wo die Gemeinde vor Ort eigentlich steht.“ Petra Bosse
Zu einer Unterschriftenaktion rufen die Organisatoren auf. Diese richtet sich gegen den Pfarreibeschluss vom 26. September in Bezug auf die Nutzung von Räumlichkeiten und Medienangeboten (Webseite, Pfarrbrief, Pfarrnachrichten) für Veranstaltungshinweise der Legionäre Christi und Regnum Christi.