Impfgegner in Dorsten mit Megaphon und Reichskriegsflagge unterwegs

Mobile Impfgegner fahren im Autokorso durch Dorsten

Etwa 80 teilnehmende Fahrzeuge, drei Strafmandate wegen zugeparkter Behindertenstellplätze, zahlreiche Wildpinkler am Impfzentrum, Behinderung eines Rettungswagens und, laut Augenzeugen, eine geschwenkte Reichskriegsflagge – so das Resümee der ersten beiden Auto-Korsos von Impfgegnern in Dorsten.

Wildpinkler am Impfzentrum

„Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Freiheit klaut“, skandierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des mobilen Protests am Startpunkt auf dem Europaplatz. Bereits am Freitag urinierten dabei einige Demonstrierende in unmittelbarer Nähe des Impfzentrums und blockierten unerlaubt drei Behindertenparkplätze.

Weiterer Protest und Gegendemo

Bis auf Hupen sowie laute Musik und Megaphon-Durchsagen aus den Demo-Autos verlief die Aktion nach Polizei-Aussagen ruhig, so Andreas Lesch, Pressesprecher Polizei Kreis Recklinghausen. Für Freitag ist nun ein weiterer Protest angekündigt. Erstmals werden dann auch Gegendemonstranten erwartet. Eine weitere Gruppe habe sich angemeldet.

Kommentar von Markus Fuhrmeister zu: Mobile Impfgegner fahren im Autokorso durch Dorsten: Das halten wir aus

Nein, man muss ihre Argumente, ihre Ängste und ihre Ansichten nicht verstehen. Man muss Impfgegnern aber zugestehen, diese zu äußern. Auf dem Europaplatz und beim Auto-Korso durch die Stadt, selbst wenn Meinungen dabei durch Urinieren zum Ausdruck gebracht werden. Das alles muss eine Demokratie aushalten. Wird sie auch.

Ich möchte mich aber nicht mehr mit Menschen auseinandersetzen, die an eine globale Verschwörung der Eliten glauben, die ernsthaft davon ausgehen, dass unseren Kindern in unterirdischen Laboren von Bill Gates höchstpersönlich Blut abgezapft wird, oder die jedwede wissenschaftlichen Erkenntnisse als Meinungsfaschismus diffamieren.

Ich möchte Menschen zuhören, die als Krankenschwester von ihren traumatischen Erfahrungen auf der Covid-Station berichten. Ich möchte mit einer Mutter über ihre Ängste reden sich nicht impfen zu lassen, weil ihr Sohn seit einem Impfschaden behindert ist.

Ich möchte mit meiner Frau darüber diskutieren, ob wir unsere kleine Tochter impfen lassen sollen, oder nicht.

Ich möchte Gespräche führen und als Journalist Ereignisse und Menschen begleiten, die unsere Gesellschaft eint und versöhnt, statt sie zu spalten. Gerne auch kontrovers. Bei einem Blick in die Sozialen Medien sehe ich dann aber auch, was ich auf keinen Fall will. Da diskutieren die Dorstenerinnen und Dorstener, die sich zum nächsten Impfgegner-Protest verabreden über einen „System-Umsturz“, „regierungskonforme Medien“, „Bullen“, denen „hoffentlich bald die Puste ausgeht“ und einen Dorstener Bürgermeister, der doch „lieber mal die Fresse halten soll“.
Was solche Aussagen mit Freiheit und Demokratie zu tun haben, die sich die Diskutierenden da zurück wünschen? Nichts.

Eine letzte Anmerkung: Wäre das hier wirklich eine Impf- und Elitendiktatur, glaubt dann wirklich ernsthaft jemand, dass es in Dorsten Auto-Korsos, Wildpinkler und Behindertenparkplatzblockierer geben würde. Die würde eine Diktatur wohl kaum aushalten müssen. Unsere Demokratie schon. Wird sie auch.

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