Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken macht auf Hilfsangebote aufmerksam
Kreis Borken (pd). Häusliche Gewalt. Der 25. November ist „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Anlässlich dieses Gedenk- und Aktionstages finden weltweit Veranstaltungen statt, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
So weist auch der Kreis Borken auf Hilfsangebote für Betroffene im Kreisgebiet hin, um Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen zu bekämpfen. Zudem wird an dem Tag die Fahne des gemeinnützigen Vereins „Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frau“ vor dem Kreishaus in Borken gehisst.
Häusliche Gewalt – Dunkelziffer liegt bei 90 Prozent
Weltweit ist die Form der sogenannten häuslichen Gewalt am meisten verbreitet. „Die Kreispolizeibehörde Borken hat von Januar bis September dieses Jahres 465 Strafanzeigen wegen häuslicher Gewalt aufgenommen“, berichtet Landrat Dr. Kai Zwicker. Im Vorjahr waren es 486 Anzeigen. „In 256 Fällen sind Wohnungsverweise und Rückkehrverbote ausgesprochen worden. In 177 Fällen vermittelte die Behörde die Opfer an Beratungsstellen“, teilt Dr. Zwicker mit. Das bedeute aber nicht zwangsläufig, dass die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt auch tatsächlich zurückgegangen sei, betont der Landrat.
Denn: Ein grundsätzliches Problem bei Zahlen zu häuslicher Gewalt sei die Dunkelziffer, die Schätzungen nach bei etwa 90 Prozent liege. Oft verschwiegen die Opfer die Vorfälle – aus Angst, Scham oder weil Kinder im Spiel seien.
Gemeinsames Engagement gegen häusliche Gewalt
„Wir gehen davon aus, dass die Dunkelziffer in diesem Jahr aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der damit zusammenhängen Gebundenheit an das häusliche Umfeld sogar noch höher ist als in den Vorjahren“, macht Irmgard Paßerschroer, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken, deutlich. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, das gemeinsame Engagement gegen häusliche Gewalt fortzusetzen und möglichst früh und präventiv mit entsprechenden Beratungsangeboten anzusetzen“, konstatiert die Gleichstellungsbeauftragte.
Seit dem Jahr 2001 existiert im Kreis Borken der „Runde Tisch gegen häusliche Gewalt – GewAlternativen“, dessen Schirmherr Landrat Dr. Kai Zwicker ist. „Hierbei handelt es sich um einen interdisziplinären Zusammenschluss von Fachleuten, die direkt oder indirekt mit Fällen häuslicher Gewalt konfrontiert werden können“, erläutert Irmgard Paßerschroer und ergänzt: „Gemeinsam haben wir uns das Ziel gesetzt, gegen häusliche Gewalt im Kreis Borken vorzugehen.“
Gremium mit mehreren Fachbereichen
Vertreten in diesem Gremium sind unter anderem folgende Bereiche: Beratungsstellen, Bildungseinrichtungen, Frauenberatung, Frauenhäuser, Gleichstellung, Jugendämter, Justiz, Medizin, Polizei, Schulen und Tageseinrichtungen für Kinder.
„Die Aktivitäten des Runden Tisches konnten in den letzten Jahren stetig ausgebaut und intensiviert werden. Inzwischen arbeiten rund 60 Personen in sechs Arbeitsgruppen und im Organisations-Team des Runden Tisches mit“, teilt die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Borken mit, die auch Geschäftsführerin dieses Gremiums ist.
Beispielweise werden jährlich rund 40 pädagogische Fachkräfte im Rahmen der Fortbildungsreihe „Ich sehe was, was du nicht sagst“ zu Themen rund um häusliche Gewalt geschult. Darüber hinaus plane die Arbeitsgruppe „Frauen“ mit einer Plakataktion Anfang 2021 kreisweit auf das Thema „Gewalt gegen ältere Frauen“ aufmerksam zu machen.
Digitale Möglichkeiten wie Videokonferenzen
„Leider konnten viele Veranstaltungen aufgrund der aktuellen Lage rund um das Coronavirus in diesem Jahr nicht in Präsenzform stattfinden“, bedauert Irmgard Paßerschroer. „Jedoch konnten wir auf digitale Möglichkeiten umsteigen“, fügt sie hinzu. So fand zum Beispiel Mitte November das jährliche Fachforum des Runden Tisches in Form einer Videokonferenz statt.
Im Kreis Borken gibt es zahlreiche Hilfs- und Unterstützungsangebote. Die Frauenberatungsstelle und der Frauennotruf in Ahaus, sind unter der Telefonnummer 02561/3738 zu erreichen. Die Rufnummer der Kontakt- und Anlaufstelle bei häuslicher Gewalt in Ahaus lautet 02561/95230. Zum Frauenhaus Bocholt können Hilfesuchende unter der Telefonnummer 02871/40194 Kontakt aufnehmen. Die Frauenschutzwohnung Gronau ist unter der Rufnummer 02562/817340 zu erreichen.
Alle Beratungsangebote sind kostenlos und vertraulich. Weitere Informationen zu Beratungsstellen, Schutzeinrichtungen und Hilfsangeboten für betroffene Frauen, aber auch Kinder und Männer gibt es unter www.kreis-borken.de/gewalternativen.