Gleichberechtigung im Erler Schützenverein

Vorschlag für eine Satzungsänderung im BSV

Am Montagabend überreichte Judith Kolschen dem Präsidenten des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Arno Brömmel offiziell einen Vorschlag für eine Satzungsänderung im BSV. Sie plädiert für eine Gleichberechtigung von Frauen im Verein.

Frauen nur als schmückendes Beiwerk im Schützenverein? „Ich möchte nicht auf den Vogel schießen. Das ist für mich kein Thema. Ich möchte aber ein Mitglied sein, ohne mitzumarschieren, denn es gibt viele andere Aktionen, die den Verein durch eine Mitgliedschaft von Frauen bereichern könnte“ erklärte Kolschen. Das aber würde gegen eine Jahrhunderte alte Rollenverteilung in Erle verstoßen.
Um hier etwas zu verändern, lud sie am Montagabend zu einer Versammlung alle interessierten Frauen ein.

Judith Kolschen und Präsident Arno Brömmel

Kontroverse Diskussion

18 Erlerinnen folgten ihrer Einladung und diskutierten kontrovers über eine zukünftige Aufnahme im traditionsreichen Schützenverein.
Allerdings, so Kolschen, solle weiterhin die Tradition beim Ablauf des Schützenfestes berücksichtigt werden.
Bei der letzten Generalversammlung im März wurde abgestimmt, ob das Thema Frauen im Schützenverein als Tagesordnungspunkt aufgenommen werden soll. Die Mehrheit entschied sich dagegen und wollte damit noch nicht einmal über das Thema sprechen.

Keine Konkurentinnen

Das ist, was Judith Kolschen so nicht hinnehmen möchte. Sie plädiert für einen offenen und konstruktiven Dialog miteinander. Weiterhin verweist sie auf das geltende Grundgesetz, Artikel drei. „Frauen bringen sich bisher schon viel ein, dürfen aber nichts mitentscheiden oder aktiv mitgestalten.

Das ist eine fehlende Wertschätzung. Der Gesetzgeber sieht dies als Diskriminierung“, erklärt Kolschen.
Sie sieht Frauen im Verein nicht als Konkurrentinnen, sondern als eine Bereicherung und ihre Vorschläge als konstruktive und wertschätzende, moderne Veränderungen mit Blick in die Zukunft.

Judith Kolschen und Präsident Arno Brömmel

Gleichberechtigung durch aktive Mitgliedschaft

Sie möchte, dass Frauen und Männer ab 16 Jahre Mitglied werden können. Jedes Mitglied ab 18 hat volles Stimmrecht und kann in den Vorstand gewählt werden kann. Männer haben die Berechtigung zum Schießen. Frauen nicht. Aber: Eine aktive Mitgliedschaft muss nicht bedeuten, alles genauso zu machen wie die Männer, also zum Beispiel Vogelschießen und Marschieren. Vielleicht entwickeln sich mit der Zeit durch die Frauen andere Wettbewerbe, welche das Schützenfest zusätzlich bereichern. Damit bleibe es beim gewohnten traditionellen Ablauf.

Unterschiedliche Meinungen

Einige Anwesenden sahen die Vorschläge von Kolschen als ein gutes Einstiegsmodell für den Verein oder, „es geht mir nicht ums Geld, sondern darum, dass ich Mitglied sein möchte. Auch, dass das jetzige System diskriminierend sei und gegen geltendes EU-Recht verstößt, verärgerte einige Erlerinnen.
„Wenn schon dann ganz“, war ebenfalls die Meinung einiger Damen. Aber auch: Jeder Verein sollte die Chance haben, sich selbst zu öffnen und: „Ich möchte auch keine Bittstellerin für eine Damenkarte sein“.
Inge Hahn sagte. „Seit 31 Jahren bin ich noch nie zu einem Schützenfest gegangen, da ich kein Mitglied werden durfte“. Aus Köln sei sie dies aber gewohnt.

Eintrittskartensystem

Wenn es nach Kolschen ginge, dann müsste sich besonders beim Eintrittskartensystem, um eine Gleichberechtigung von Frauen und gleichgeschlechtlichen Personen zu erreichen, etwas ändern.

Wie zum Beispiel, dass die Karte nicht mehr Damen-, sondern Mitglieds- und Partner/in-Karte heißt und die bestehenden Mitgliedschaften auf Antrag hin in Einzelmitgliedschaften geändert werden können. „Ich freue mich, dass so viele heute gekommen sind und wir sachlich und kontrovers diskutiert haben. Meinen Antrag betrachte ich als neue Diskussionsgrundlage, um zu sehen, was es für neue Möglichkeiten gibt und was machbar ist“.

Judith Kolschen und Präsident Arno Brömmel
Nach der Übergabe des Antrags versprach Arno Brömmel, diesen gründlich durchzulesen und im Vorstand zu diskutieren.
Petra Bosse

2 Kommentare

  1. Die Frauen können ja auch einen eigenen Schützenverein gründen, dann hätten wir 2x im Jahr Schützenfest. Wäre auch nicht so schlecht.

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