125 Euro Zuschuss für jedes Schul-iPad – Gemeinde entlastet Familien.
Beschluss nach Chaos-Sitzung im Schulausschuss: Raesfeld finanziert allen Schülern der weiterführenden Schulen ein Viertel der iPad-Kosten. Dafür steigen die Grundsteuern A und B um jeweils vier Prozent.
Eine solch kontroverse und hitzige Sitzung hat es im Schulausschuss schon lange nicht mehr gegeben. Laute Redebeiträge, verbale Attacken, Abstimmungschaos – und am Ende ein mit CDU/FDP-Mehrheit erzielter Beschluss. Mit 125 Euro unterstützt die Gemeinde jede Familie beim Kauf eines SchülerInnen-Pads. Wer weitergehende Unterstützung benötigt, bekommt ein kostenloses Leihgerät.
Finanzierung der iPads für alle Raesfelder Kinder bedeutet, dass hier kein Unterschied gemacht werden soll, ob ein Kind aus Raesfeld oder Borken, oder aus weiteren umliegenden Ortschaften kommt. Bezuschusst werden auch die SchülerInnen, die zu einer weiterführenden Schule nach Borken gehen. Der Beschluss unterscheidet sich deutlich vom Antrag der UWG und SPD-Fraktionen. Sie forderten eine Kostenübernahme nur für Raesfelder Kinder.
Wer bekommt ein iPad / wie hoch sind die Kosten für die Gemeinde:
Schuljahr 2021/22 (rückwirkend): Klassen 5 und 8 (knapp 20.000 Euro)- Schuljahr 2022/23: Klassen 6 und 7 (rund 19.000 Euro)- ab Schuljahr 2023/24: jeweils Klasse 5 (rund 17.500 Euro)
„Übergang in die digitale Zukunft“ Gute Nachrichten also für die Schulgemeinde der Julia-Koppers-Gesamtschule.
Und deren Leiter Axel Heinz zeigte sich am Rande der Ausschusssitzung hocherfreut über die Entscheidung: „Damit habe ich gar nicht gerechnet.“ So sei jetzt ein „weicher Übergang in die digitale Zukunft“ gewährleistet. „Zu Beginn müssen wir nicht alle mit einem iPad ausstatten. Und ich unterscheide auch nicht einen Raesfelder von einem Borkener Schüler“, kommentierte Heinz.
UWG: Nur für Kinder aus Erle und Raesfeld
Diesen Unterschied hätte es geben können, wenn sich der Antrag der UWG durchgesetzt hätte. Die Wählergemeinschaft wollte die komplette Förderung der iPads, aber nur für Schülerinnen und Schüler aus Erle oder Raesfeld.
CDU: „Keine Zwei-Klassen-Gesellschaft“
Eine Idee, die scharfe Kritik von Karl-Heinz Tünte (CDU) hervorrief: „Wir dürfen keinen Unterschied machen, sonst gibt es demnächst eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zwischen Raesfelder und auswärtigen Schülern. Das finde ich fatal und es würde nur Unfrieden schaffen bei den Kindern, die guten Gewissens nach Raesfeld kommen und wenn sie in der Schule nebeneinandersitzen. Das ist keine Basis für einen Frieden.“
Chronologie der Abstimmungen:
Auch ein dann alternativ eingebrachter, abgeschwächter UWG-Antrag wurde abgelehnt. Dieser sah als Stufenmodell folgende Mit-Finanzierung der Gemeinde vor: für das erste Kind einer Familie 25 Prozent, für das zweite Kind 50 Prozent der Kosten und für jedes weitere Kind die volle Kostenübernahme.
Ein weitergehender Antrag der SPD (50 Prozent beim ersten Kind einer Familie, 75 Prozent beim zweiten Kind und ab dem dritten Kind und je nach Einkommen die volle Kostenübernahme, aber nur für Erler und Raesfelder Familien) wurde mit den Gegenstimmen von CDU und einer Enthaltung der FDP ebenfalls abgelehnt.
Angenommen wurde abschließend der eingangs beschriebene Verwaltungsvorschlag.
Den hat die Verwaltung im Vorfeld der Sitzung mit der Stadt Borken, also Träger der Julia-Koppers-Gesamtschule, besprochen.
Hitziger Schlagabtausch
„Borken vorzuschieben ist leicht. Warum können wir für Raesfeld kein anderes Modell gehen?“, fragte Volker van Wasen (UWG) und kritisierte, „dass für eine Vereinsfahne in Raesfeld mehr Geld ausgegeben wird als für die Bildung unserer Kinder“.
Unterstützung erhielt die UWG von der SPD. Deren Fraktionsvorsitzende Elke Rybarczyk pochte auf die „Lernmittelfreiheit in Deutschland“ und betonte, dass die „Bildung im Grundgesetz verankert“ sei und „alle Kinder das gleiche Recht auf Bildung“ hätten.
Jörg Heselhaus von der Verwaltung: „Unsere Schule ermöglicht auch immer noch dem Unterricht zu folgen, ohne so ein Gerät“.
Katrin Bonhoff von der CDU konterte: „Uns liegt die Bildung der Kinder auch am Herzen. Wir befürworten das Borkener Modell mit dem 125 Euro bezuschusst. Und wenn sich eine Familie das Gerät nicht anschaffen kann, dann gibt es immer noch einen Pool mit Leihgeräten“.
Fakten zum iPad-Kauf
Die Anschaffungskosten für ein iPad der neusten Generation nebst Stift und Schutzhülle sollen laut Markus Büsken, Erster Beigeordneter der Gemeinde Raesfeld, bei rund 500 Euro liegen. Für den technischen Support müssten die Eltern sorgen.