Anna Löbbecke ist die neue Leiterin des Jugendhauses in Erle und fühlt sich jetzt schon angekommen und pudelwohl. Mit viel Berufserfahrung und neuen Ideen möchte sie die Übergangsräume in der Sporthalle gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen in den nächsten Wochen weiterentwickeln.
Im Interview spricht sie über ihre Herangehensweise, Herausforderungen und die Zukunftspläne.
Ankommen und Zuhören
Nach nur wenigen Tagen im Amt legt Anna Löbbecke den Fokus bewusst auf das Kennenlernen der Kinder und Jugendlichen. „Mir ist es wichtig, nicht einfach Angebote ins Leben zu rufen, die ich toll finde. Stattdessen möchte ich die Bedürfnisse der Kids verstehen und Angebote gemeinsam mit ihnen gestalten“, erklärt sie. Der Austausch und das Miteinander stehen für sie an erster Stelle.
Täglich kommen zwischen 10 und 30 Kinder
Aktuell sei die Besucherstruktur sehr gemischt: „Der Jüngste ist gerade einmal fünf Jahre alt, die Ältesten schon über 20. Das funktioniert erstaunlich gut. Es ist schön zu sehen, wie die Altersgruppen hier miteinander agieren.“ Täglich kommen zwischen 10 und 30 Kinder ins Jugendhaus, je nach Wochentag und Uhrzeit. „Ab 15 Uhr wird es meist richtig voll“, sagt Löbbecke. Bis zu 20 Besucher seien gleichzeitig im Haus, was manchmal schon grenzwertig sei: „Einigen ist es dann zu laut, aber das gehört dazu.“
Ein behutsamer Start: Erst kennenlernen, dann handeln
Anna Löbbecke bringt nicht nur frische Konzepte mit, sondern vor allem eines: Geduld. Ihre ersten Wochen stehen ganz im Zeichen des Kennenlernens. Statt vorschnell neue Angebote auf die Beine zu stellen, will sie die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen in Erle verstehen.
„Zwischen den beiden Jugendhäusern in Raesfeld und Erle gibt es große Unterschiede bei den Besuchern. Deshalb ist es mir besonders wichtig, keine vorgefertigten Programme zu starten, sondern zuerst die Kids und ihre Interessen kennenzulernen“, erklärt sie. Die Altersstruktur im Haus reicht dabei von der jüngsten Besucherin, die gerade fünf Jahre alt ist, bis zu jungen Erwachsenen über 20. Trotz dieser Bandbreite gelingt das Miteinander erstaunlich gut.
„Es ist schön zu sehen, wie die unterschiedlichen Altersgruppen hier zusammen agieren. Die Kleinsten sind dabei, weil sie mit ihren älteren Geschwistern kommen, und auch die Älteren finden ihren Platz“, beschreibt Anna Löbbecke begeistert.
Die Übergangslösung: Herausforderung und Chance
Das Jugendhaus befindet sich derzeit in einer provisorischen Phase – eine Situation, die Löbbecke aber positiv betrachtet. „Natürlich ist das eine Übergangslösung, aber für mich ist es auch eine Chance: Ich kann die Jugendarbeit komplett neu gestalten und den aktuellen Bedürfnissen anpassen.“ Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde lobte sie besonders: „Wir ziehen hier alle an einem Strang. Das ist eine echte Luxussituation.“
Auch in den provisorischen Räumlichkeiten bemühe sich die Gemeinde um bestmögliche Lösungen. Ein Beispiel dafür sei die geplante Küchenzeile: „Das ist etwas, was uns hier noch sehr fehlt. Jörg Heselhaus macht da ordentlich Druck, und erfahrungsgemäß wird die Küche bald stehen.“
Medien als Brücke ins Jugendhaus
Ein besonderes Gesprächsthema: Wie bringt man Kinder und Jugendliche vom PC weg? Anna Löbbecke erklärt: „Medien sind ein super Lockmittel. Sie lieben es, Playstation zu spielen oder am PC zu sitzen. Aber hier im Jugendhaus müssen sie miteinander agieren, sich abwechseln und reden. Das fördert die Kommunikation und das Miteinander“, erklärt sie. Und das sei ein großer Unterschied zum einsamen Spielen zu Hause. Regeln sorgen dafür, dass die Zeit am Bildschirm begrenzt bleibt: „Nach einer Weile wechseln sie von selbst und finden oft Freude an anderen Aktivitäten wie Billard, Kicker oder Basteln.“
Kreativität und Gemeinschaft
Neben den Medienangeboten sorgen kreative Aktivitäten für Abwechslung: „Der Billardtisch und der Kicker sind Dauerbrenner, aber auch Bastelaktionen kommen sehr gut an“, so Löbbecke. Jüngst wurden gemeinsam Bilderrahmen gestaltet und Weihnachtskarten gebastelt.
Ein besonderes Highlight war das Aufhübschen des Nebenraums, der vorher als Abstellkammer diente. „Die Mädchen waren so begeistert, dass sie am nächsten Tag sogar Deko von zu Hause mitgebracht haben, um ihr Mini-Wohnzimmer zu gestalten.“
Streitigkeiten? Ein Lernfeld für die Jugendlichen
Auch wenn es mal zu Konflikten kommt, bleibt die Jugendhausleiterin gelassen. Für sie sind solche Situationen vor allem eine Chance: „Streitigkeiten gibt es natürlich, das gehört dazu. Aber ich greife nur ein, wenn die Jugendlichen keine Lösung finden. Sie sollen lernen, miteinander zu sprechen und ihre eigenen Regeln aufzustellen“, erklärt sie. Oft reichen schon kleine Impulse, um die Jugendlichen zum Nachdenken zu bringen.
Ein besonderer Begleiter: Filou, der Publikumsliebling
Neben den zahlreichen Angeboten gibt es im Jugendhaus noch einen besonderen Star: Filou, der Haus- und Hofhund. „Die Kinder kommen rein und freuen sich als Erstes über Filou. Er gehört einfach dazu und ist für viele der absolute Publikumsliebling“, lächelt Anna Löbbecke.
Jugendliche loben die Veränderungen
Auch die Besucher des Jugendhauses nehmen die Veränderungen unter der neuen Leitung positiv wahr. Fin, 17 Jahre und seit er fünf Jahre alt ist, Besucher des Erler Jugendhauses, bemerkt den frischen Wind: „Der Raum wird jetzt komplett anders genutzt, und das macht echt etwas aus. Auch die Dekoration ist viel besser geworden. Man merkt einfach, dass sich was tut.“
Der 13-jährige Joel äußert sich ebenfalls positiv über die neue Leiterin des Jugendhauses und beschreibt die Veränderungen, die bereits spürbar sind. Die neue Leitung bringe frischen Wind, erklärt der Jugendliche. Zwar seien noch nicht viele neue Spiele oder Angebote hinzugekommen, aber er wisse, dass einiges in Planung sei.
Ein Jahr Übergangszeit: kein Problem?
Die derzeitige Notlösung in der Sporthalle ist bis Ende 2025 angedacht und begrenzt . Doch Joel sehe keine Schwierigkeiten: „Dieses eine Jahr, das schaffen wir problemlos.“ Auch die Stimmung unter den Jugendlichen sei gut: „Streitigkeiten habe ich hier noch nicht erlebt.“
Zukunftspläne: Es brodelt vor Ideen
Konkrete Pläne für das kommende Jahr sind bereits in Arbeit. Anna Löbbecke bleibt jedoch vorsichtig: „Ich möchte erst etwas ankündigen, wenn ich sicher bin, dass es umgesetzt wird. Wir arbeiten gerade an einigen Ideen und stellen Förderanträge. Spätestens Anfang des Jahres werde ich mehr erzählen können.“
Für sie steht fest: Das Jugendhaus in Erle ist ein wichtiger Treffpunkt, der gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen und der Gemeinde weiterentwickelt werden kann. „Die Zusammenarbeit funktioniert gut und bietet uns viele Möglichkeiten, das Jugendhaus optimal zu gestalten“, fasst sie zusammen.
Der Weihnachtsmann kommt morgen
Die Situation passt natürlich perfekt: Weihnachten steht vor der Tür. Einen Wunschbaum gibt es hier nicht, stattdessen wurden die Wünsche direkt im Gespräch erfasst. „Mir war es wichtig, einfach mit den Kindern zu sprechen und zu schauen, was ihre Wünsche sind“, erklärt Löbbecke. Die Kinder hatten im Vorfeld die Möglichkeit, ihre Wünsche zu äußern, und morgen wird der Weihnachtsmann hoffentlich viele davon erfüllen.
Finanzielle Unterstützung durch die Gemeinde
Die Finanzierung der Geschenke übernimmt die Gemeinde. „Da dieses Jahr relativ lange nicht viel passiert ist, hatte ich zum Jahresende noch Budget übrig“, freut sich die Jugendhausleiterin. Und dieses Budget wurde nun sinnvoll genutzt, um den Jugendlichen etwas Gutes zu tun. Wünsche im Rahmen – oder auch etwas darüber hinaus
Die meisten Wünsche seien in einem überschaubaren Rahmen von bis zu 30 Euro geblieben. „Einige gingen aber auch etwas darüber hinaus“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Besonders beliebt sei FIFA 25. „Da sind wir gespannt, ob es das morgen geben wird.“ Auch ein neuer Playstation-Controller stand auf der Liste: „Die Controller werden hier so viel genutzt, dass einer auch mal schnell kaputt geht.“
Darüber hinaus hat Weihnachten noch weitere Vorteile. „Die Räume sind noch recht leer, daher hatte ich freie Hand, noch einmal ordentlich einzukaufen, damit sich die Kids gut beschäftigen können und Spaß haben“, ergänzt Löbbecke.