Erzieherinnen in Kitas am Limit – Elternbeiräte beklagen Personalsituation

Erzieherinnen in Kitas am Limit, was die Personalsituation in den Kindergärten in Raesfeld und Erle anbelangt

Die Situation ist angespannt. Durch Krankheit und Beschäftigungsverbot fehlen alleine in der Kita St. Nikolaus in Erle drei Vollzeitkräfte. Um die Politik auf die derzeitige Situation aufmerksam zu machen, luden die Elternbeiräte den Landtagsabgeordneten der CDU Wilhelm Korth am Mittwoch zu einem Gespräch vor Ort ein.

Das führt dazu, dass durch Personalmangel die Aktivitäten – wie kleine Ausflüge und besondere Gruppenangebote – eingeschränkt werden müssen. Der massive Personalmangel bedeutet: Notbetreuung für Kinder von Eltern, die keine Alternative haben, ihren Nachwuchs anderweitig unterzubringen.

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Gespräche direkt vor Ort konnte Wilhelm Korth (MdL CDU) mit den Beiratsvertreterinnen v.l. Lena Schmidt, Jonathan Schmidt als betroffener Vater, Kita-Leiterin St. Nikolaus Mechthild Westerkamp, Karina Uhlenbrock, Christiane Heidermann, Jasmin Nagel und Katharina Wachtmeister führen. ©Petra Bosse

Verschärfte Situation in deutschen Kitas

Die personelle Situation in Kindergärten hat sich nicht nur in Raesfeld, sondern in ganz Deutschland drastisch verschärft. Laut einer Umfrage des Deutschen Kitaleitungskongresses (DKLK) haben rund 9000 Kitas in Deutschland im Jahr 2021 in der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalabdeckung gearbeitet. Mehr als doppelt so viele Kitas als noch ein Jahr zuvor.

Elternbeiräte machen auf Probleme aufmerksam

Um auf die aktuelle Personalsituation in der Gemeinde Raesfeld aufmerksam zu machen, luden die Vertreterinnen der Elternbeiräte der katholischen fünf Kitas des Familienzentrum Raesfeld, St. Nikolaus, St. Silvester und St. Michael den Landtagsabgeordneten der CDU Willi Korth zu einem Gespräch vor Ort in Erle ein und legten damit den „Finger“ direkt in die Wunde der Probleme.

Probleme aussitzen

Der Grund: Die Elternbeiräte fühlen sich im Stich gelassen sowohl von der Kirche, als auch von der Verbundleitung. Ihrer Meinung nach würden die Verantwortlichen die Probleme sehr oft auf Corona schieben, statt diese zu beseitigen. Dies sei auch schon in der Vergangenheit von ehemaligen Mitgliedern des Elternbeirates bemängelt worden. „Wir haben das Gefühl, gegen eine Wand zu reden“, so Lena Schmidt. Allerdings habe dieser Zustand auch schon vor der Corona-Zeit zusätzliche Nerven gekostet. Hinzu komme, dass bei Personalproblemen sehr häufig Corona als „Vorwand“ vorgeschoben werde.

Kinder leiden unter Notbetreuung

„Wir möchten, stellvertretend für alle Kitas, die Politik darauf aufmerksam machen, wie stark die Erzieherinnen in unseren Kitas durch Personalmangel täglich gefordert sind und werden. Diese angespannte Situation schlägt sich natürlich auch auf die Eltern und Kinder nieder“, betont Lena Schmidt vom Elternbeirat St. Nikolaus.

Für Jonathan Schmidt sei klar, dass besonders die Kinder, die nicht in den Kindegarten dürfen und den Tag zuhause verbringen müssen, unter der Notbetreuung massiv leiden. „Ihnen wird regelrecht die frühkindliche Bildung vorenthalten“, ergänzt Jonathan Schmidt. Von der Politik und der Kirche wünschen sich die Eltern, dass auch die Stellen für alle Erzieherinnen und Erzieher attraktiver gestaltet werden. „Es müssen mehr Anreize geschaffen werden, dass sich Schulabgänger für diesen Beruf entscheiden“. Ein Vorschlag wäre beispielsweise für Raesfeld auch, dass sich Erzieherinnen ein Berufs-E-Bike anschaffen können.

Alltags-Helden könnten Abhilfe schaffen

Darüber hinaus schlagen die Elternbeiräte für eine kurzfristige Unterstützung der Kitas vor, dass es eine weitere Finanzierung für die „erfolgreichen Alltagshelden“ für Kitas gibt. Ein Programm, was die Landesregierung NRW aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Corona-Pandemie in der zweiten Hälfte des aktuellen Kita-Jahres fortsetzt. Damit sollen Kita-Helferinnen und -Helfer und das pädagogische Personal in der Kita bis zum 31. Juli 2022 bei einfachen, alltäglichen, nicht-pädagogischen Arbeiten entlastet werden. Für „Alltagshelfer“ in Raesfeld und Erle spricht sich auch Jonathan Schmidt aus. „Dadurch kann den Erzieherinnen und Erziehern schon einiges an Arbeit genommen werden“.

Engpass auch in der Kita St. Nikolaus in Erle

Mit Blick auf das Jahr 2022/23 sieht auch die St. Nikolaus Kita-Leiterin Mechthild Westerkamp einen enormen Engpass, wenn sich die personelle Situation nicht bald ändert. Dann werden über 75 Prozent Kinder im St. Nikolaus in der Mittagsbetreuung sein. „Unsere Küche platzt jetzt schon aus allen Nähten“, so Westerkamp, die eng mit ihrem Elternbeirat, und das schon seit Jahren, zusammenarbeitet.

Beruf muss attraktiver gemacht werden

Um auch die Politik auf die derzeitige Situation aufmerksam zu machen, luden die Elternbeiträge den Landtagsabgeordneten der CDU und Spitzenkandidat im Kreis Borken Willy Korth in die Kita St. Nikolaus in Erle am Mittwoch ein. Direkt vor Ort konnte Korth sich Einblicke über die Einrichtung verschaffen und die anstehenden Probleme hautnah besprechen.

„In der Gemeinde Raesfeld wird der Kita-Ausbau politisch unterstützt. Was jedoch fehlt, ist die Ausbildung und Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften“, so Willy Korth. Eine engagierte Kita-Leitung wie hier in Erle jedoch könne laut Korth die fehlenden Fachkräfte nicht allein ersetzen. „Ich sehe mit Blick in die nächsten Jahre den steigenden Bedarf an Fachkräfte, bedingt nicht nur wegen des großen Zuzugs in die Region, sondern auch deshalb, weil immer mehr Kinder sehr früh den Kindergarten besuchen. Personell verschärft wird das Problem auch dadurch, dass die meisten Erzieherinnen nur noch in Teilzeit arbeiten möchten“, so Korth. Deshalb sollte als Erstes damit angefangen werden, den Beruf nicht schlecht zu reden, sondern er müsse unbedingt, auch vonseiten der Politik, attraktiv und flexibler gestaltet werden, um nicht in eine katastrophale Betreuungssituation hineinzulaufen.

32,6 Millionen Euro für Qualifizierung

Laut Landesregierung vom März 2022 tue sie alles, um Rahmenbedingungen zu bessern. Familien und Schulministerium verwies auf eine gemeinsam entwickelte Personalgewinnungs- und Qualifizierungsstrategie: Umschulungen zu Erziehern würden gefördert, Kita-Assistenzkräfte fortgebildet, und NRW sei Vorreiter bei Qualifizierungsmöglichkeiten für Kinderpfleger. Die Landesregierung fördert diese Qualifizierung im Zeitraum von 2022 bis 2024 mit bis zu 32,6 Millionen Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes.

Jedoch scheint das Treffen am Mittwoch jetzt schon etwas bewirkt zu haben. Eine weitere Stellenausschreibung für eine Vollzeitstelle wurde zu Ende der Woche veröffentlicht. Nun hoffen Eltern und Elternbeiräte, dass diese auch kurzfristig besetzt wird.

Jedoch scheint das Treffen am Mittwoch jetzt schon etwas bewirkt zu haben. Eine weitere Stellenausschreibung für eine Vollzeitstelle wurde zu Ende der Woche veröffentlicht. Nun hoffen Eltern und Elternbeiräte, dass diese auch kurzfristig besetzt wird.

2 Kommentare

  1. Wenn die Erzieherinnen sich immunisieren würden, bevor sie schwanger werden, gäbe es kein Beschäftigungsverbot. Niemand sagt ehrlich was Erzieher verdienen. Da wird nur gejammert, dass es vièeeeeel zu wenig ist. Kein Wunder, dass niemand in diesen Beruf möchte. Und dann auch noch streiken.

    • Ich denke hier alle über einen Kamm zu scheren ist nicht richtig. Die Vielzahl der pädagogischen Kräfte beklagt sich, denke ich,nicht über einen geringen Verdienst, sondern über die Rahmenbedingungen wie Gruppengröße, Personalmangel, etc. Und das grundsätzlich die Schere zwischen den Berufen ungerechtfertigt auseinander geht, darüber brauchen wir nicht reden.
      Wir haben ein mächtiges gesellschaftliches Problem, Familien haben ein Recht auf einen Kita-Platz, es werden Krippen aus dem Boden gestampft ohne Personal dafür zu haben, Familien können nur noch mit zwei Einkommen über die Runden kommen und zu allem Überfluss ist man in dieser Gesellschaft nur noch was wert, wenn man studiert hat. Und meines Wissens nach ist eine Immunisierung gegen Cytomegalie nicht möglich, also bleibt nur das Beschäftigungsverbot.
      Vermutlich arbeiten Sie nicht in diesem Bereich, sonst würden sie reflektierter argumentieren. Ich lade Sie aber herzlich ein mal Gast in unserer Kita zu sein.

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