Die Femeiche ist der zwölfte National-Erbebaum in Deutschland – Senior „Femeiche“ sorgt für ein besonderes Klima in Erle
Am Samstagnachmittag versammelten sich die Erler unter ihrem Wahrzeichen, der Femeiche. Sie sollte als erster Baum in NRW und als zwölfter in Deutschland zum National-Erbebaum ausgerufen werden.
Bürgermeister Martin Tesing begrüßte alle Anwesenden, darunter auch einige Erler Vereine, wie der Löschzug Erle und der Erler Heimatverein, der sich seit Jahren mit um die ehrwürdige Femeiche kümmert. Musikalisch untermalte das Blasorchester Erler Jäger die Veranstaltung.

Allen voran dankte Tesing Prof. Dr. Roloff und Eike Jablonski von der deutschen dendrologischen Gesellschaft für ihre Initiative. Durch sie wurde das Projekt „National-Erbebaum“ ins Leben gerufen.
Prof. Dr. Roloff war auch derjenige, der vor einigen Monaten beim Bürgermeister angefragt hatte, ob die Gemeinde sich bereiterklären würde, ihre Femeiche als National-Erbebaum ausrufen zu lassen. Die Begeisterung, so Tesing, sei groß gewesen. Denn so eine Auszeichnung unterstreiche nochmals die Einzigartigkeit und Besonderheit des Baumes. „Wenn sie reden könnte, so würde sie uns bestimmt einiges aus den letzten Jahrhunderten erzählen können“, so Martin Tesing.
Femeiche ist bis heute im Besitz der Kirchengemeinde
Dieses hohe Alter konnte die Stieleiche allerdings nur erreichen, da sie schon frühzeitig geschützt und gepflegt wurde. Einer dieser Schutzmaßnahmen unter anderem gewesen, dass die Kirchengemeinde als Eigentümer fungierte. Das schützte die historische Eiche beispielsweise vor der Abholzung in Zeiten der Holzknappheit. Die Femeiche ist bis zum heutigen Tag im Besitz der Kirchengemeinde St. Martin.
Als Vertreter der Kirchengemeinde war der neu eingeführte Pfarrer Fabian Tilling vor Ort. Auch er richtete ein paar Worte an die Gäste. Er erzählte von der immer sehr engen Verbundenheit der Kirche zur Femeiche. So steht das ehemalige Pastoratsgebäude direkt neben dem Femeichen-Gelände, und auch das alte Wohnhaus von Pastor Barlage liegt direkt daneben.

Eiablageplatz für die Enten
Seit 1750 wird die Femeiche in alten Pfarreichroniken immer wieder erwähnt und beschrieben. Zum Beispiel ist dort die Tatsache vermerkt, dass sie im 18. Jahrhundert als Eiablageplatz für die Enten des Pfarrers gedient hat. Aber auch in den letzten Jahren sind die Erler und ihre Femeiche immer weiter zusammengerückt. Pfarrer Tilling, der ja erst vor kurzem in die Gemeinde gezogen ist, spricht von einem besonderen Klima: „Es ist ein sehr herzliches Klima hier in Erle, welches dem Senior hinter mir mehr als gerecht wird“.
Dann richtete er noch ein paar Worte an den Umweltschutzgedanken eines jeden Einzelnen. Nur durch Schutz, Pflege und Nachsicht sei dieser Baum so alt geworden. „Lasst uns zusammen die Schönheit des Lebens weiterhin schützen und ehren!“ schloss er seine Ansprache.

Dickster Baum in NRW
Vor der Enthüllung des Schildes und dem offiziellen Ausrufen zum National-Erbebaum ergriff Prof. Dr. Roloff nochmal das Wort und nannte einige Fakten zur Femeiche, und was sie so besonders macht.
Zunächst einmal ist die Femeiche der dickste Baum in NRW und die dickste Eiche Deutschlands. Außerdem ist es mit ziemlicher Sicherheit noch der Originalstamm der Eiche, was auch alles andere als selbstverständlich ist. Dass ein Baum mit seinem ursprünglichen Stamm so alt wird und auch noch immer intakt ist, das ist etwas Besonderes.
Laut Roloffs Berechnungen ist die Femeiche zwischen 800 und 1000 Jahre alt. Sie ist vermutlich nicht sonderlich schnell gewachsen, aufgrund verschiedenster Umstände wie zum Beispiel niedriger Grundwasserpegel, Beschattung durch andere Bäume und andere Faktoren.

Ein Teil von Erle
Vor rund 250 Jahren habe die Eiche angefangen sich zurückzuziehen. Heißt, sie hat sich durch Absterben einzelner Äste und Partien verkleinert, um die Versorgung weiterhin zu gewährleisten. Das sei ein normaler Prozess eines jeden Baumes, so Roloff. Doch allem zum Trotz, egal ob Kriege, Unwetter, Blitzeinschläge, die Femeiche war und ist immer ein großer Teil von Erle gewesen. Und dank der Auszeichnung zum National-Erbebaum wird das auch noch viele weitere Jahre so bleiben.
Zur Enthüllung wurde gemeinsam „Dat Erlske Leed“ gesungen, begleitet von den Erler Jägern. Bei Kaffee und Kuchen von Catering Wachtmeister konnten die Gäste den Nachmittag im Schatten des Erler Wahrzeichens ausklingen lassen.