Verständigungsschwierigkeiten gab es nur was die Sprache anbelangte beim ersten Treffen „Café international“ im Kolpinghaus Raesfeld am Freitagnachmittag.
Eingeladen zu einem gemeinsamen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen hatte die Kirchengemeinde, die Kolpingfamilie und die Flüchtlingshelfer unter der Leitung von Andrea Bunzel, alle Flüchtlinge, die zur Zeit in der Gemeinde untergebracht sind. Natürlich durften auch Raesfelder Bürger kommen, die Interesse an ein gutes Miteinander haben und die fremden Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern dieser Welt näher kennenlernen wollten.

Es herrschtes ein buntes durcheinader an diesem Nachmittag, was die Unterhaltung zwischen den 73 Teilnehmern aus rund zehn Nationen anbelangte. Einige der Flüchtlinge sprechen mittlerweile ein wenig deutsch, andere wiederum, außer ihre Landessprache, eventuell englisch oder französisch. Wenn gar nichts mehr ging, dann mussten halt Gestik und Mimik der Konservation ein wenig zur Seite stehen. „Ich kann nur sagen, dass diese Veranstaltung sehr positiv ist, denn ich spüre, dass unsere Raesfelder, wie auch unsere Gäste hier vor Ort, gut aufgenommen, integriert und betreut werden“, so Hans-Dieter Strothmann, stellvertretender Bürgermeister.

Es wurde viel gelacht an diesem Tag. Von Misstrauen gegenüber den „Fremden“ keine Spur. Vielleicht lag das auch an der guten Vorbereitung von Caritas und der Kirchengemeinde. Diese hatten bereits Anfang des Jahres einen Aufruf an die Raesfelder Bürger gestartete, wie das Leben der Menschen in Raesfeld erleichtert werden kann, damit sie sich in der Gemeinde zurechtfinden um sich wohl zu fühlen. „Besonders das ehrenamtliche Engagement so vieler Bürger, die sich bis jetzt hier eingebracht haben, ist ein großes Stück Menschlichkeit und aus gemeindlicher Sicht sind wir sehr dankbar dafür“, so Strothmann.

„Tolle Sache, was hier in Raesfeld geleistet wird. Von Seiten der Flüchtlinge wird es sehr positiv aufgenommen, was dazu führt, dass sogar mittlerweile weitere Flüchtlinge von weiter weg hier zu Besuch anreisen. Es hat sich wohl rumgesprochen, dass hier in der Gemeinde die Flüchtlingshilfe greift“, bestätigte Bernhard Neikes von der UWG. „Ich freue mich besonders darüber, dass ich heute hier soviel Menschen im Kolpinghaus begrüßen konnte, die einen Erfahrungs- und Gedankenaustausch suchten. Es ist für die Flüchtlinge wichtig, dass wir ihnen freundlich entgegen treten und sie sich gut angekommen fühlen“, resümierte Pastoralreferent Ludger Picker am Ende des Tages über das Treffen.

Seit einem Jahr lebt Kaba Mory aus Guinea in Raesfeld und fand an diesem Tag schnell Gesprächspartner. „Es ist sehr schön, hier heute mit allen Menschen zusammen zu sitzen, und finde es wichtig, mit allen Leuten einmal sprechen zu können“, so Kaba Mory.
Nach gut drei Stunden intensives Miteinander, „Beschnuppern“ und erzählen, kam dann Aufbruchstimmung auf. Die ersten Kinder wurden quengelig, denn auch für sie war dies eine ungewohnte Situation. Beim Ab- und aufräumen half jeder mit, wortlos und wie selbstverständlich ging alles Hand in Hand und ohne viel Worte.

Ohne die große Unterstützung der Kirchengemeinde und Kolping, organisiert von den Raesfelder Flüchtlingshelfern, unter Leitung von Andrea Bunzel, wäre dieses Treffen nicht möglich gewesen.
Eine – im wahrsten Sinne des Wortes – begrüßenswerte Veranstaltung, bei der – stellvertretend für die ganze Gemeinde – Raesfeld Herz und Gesicht zeigt. Sollten wir „Haus Epping“ und das Nachbargebäude jetzt noch abreißen und dem Erdboden gleichmachen, angesichts knapper Ressourcen geeigneter Notunterkünfte? Dem schönen Beispiel folgend: „Caffee international“ wäre es doch nur konsequent und folgerichtig, eine „Gaststätte der Nationen“ einzurichten. Wäre das ehemalige „Haus Epping“ – im Schatten des Schutzpatrons von Sankt Martin – nicht Chance und Segen zugleich?