Digitalisierung in der Schule – klafft da eine Gerechtigkeitslücke?

Interview zu der Digitalisierung und IPads in Schulen mit Schulleiter Axel Heinz von der JKG Borken/Raesfeld

Wenn die Pandemie überhaupt etwas Positives mit sich gebracht hat, dann wohl der Aufbruch zu mehr Digitalisierung in unseren Schulen. Doch längst nicht in jeder Schule gibt es leistungsfähiges WLAN, sind die Schülerinnen und Schüler ausreichend mit Tablets oder Laptops ausgestattet.

Schlimmer noch: die Schere zwischen armen und reichen Schülerinnen und Schülern, zwischen armen und reichen Schulen und Kommunen droht größer zu werden. Und dass auch in unserer Region.

Wir sprachen mit Axel Heinz, Leiter der Julia-Koppers-Gesamtschule Borken-Raesfeld, über die Digitalisierung, genauer den Fortschritt an seiner Schule, die Chancengerechtigkeit und werfen einen Blick in die digitale Schule der Zukunft.

Axel Heinz
Axel Heinz – Schulleiter der Gesamtschule Borken-Raesfeld. Foto Petra Bosse (archiv)

Seit Beginn der Pandemie hat das Thema Digitalisierung ordentlich Fahrt aufgenommen. Auch an Ihrer Schule?

Axel Heinz: Natürlich. Das ganze digitale Lernen ist durch Corona aufgekommen und stetig forciert worden.

Ohne Corona also keine Digitalisierung?

Axel Heinz: Zumindest nicht in dieser Form, nein. Ohne Corona hätte es diese ersten Schritte jetzt nicht gegeben. Und auf denen gilt es jetzt aufzubauen.

Wie sahen die ersten Schritte an Ihrer Schule konkret aus?

Axel Heinz: Wir haben uns mit dem Schulträger kurzgeschlossen und gemeinsam überlegt, was die richtigen Schritte sind, dass eine einheitliche Festlegung geschaffen wird, um mit iPads arbeiten zu können.

Mussten es die teuren iPads sein?

Axel Heinz: Die bieten die besten Lernmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler. Aber die Finanzierung war und ist natürlich ein Problem. Weder Land noch Kommune sind in der Lage, die Anschaffungskosten für alle zu bezahlen. Wir haben die Geräte erstmal in den Klassen Fünf und Acht eingeführt. Vor allem für Eltern mit mehreren Kindern war das oft nicht zu finanzieren. In diesem Fall verleihen wir die Geräte. Aber auch die Menge der Leihgeräte ist begrenzt.

Probleme, die die Schülerinnen und Schüler im benachbarten Schermbeck nicht haben, was die Ungleichheit bei der Digitalisierung auf den Punkt bringt?

Axel Heinz: In Schermbeck werden die iPads aus dem Gemeindeetat bezahlt. Aber Schulträger der Gesamtschule Raesfeld ist nun mal Borken. Und Borken hat mehrere weiterführende Schulen.
Wenn wir nur Schülerinnen und Schüler in Raesfeld, so wie von der UWG im Antrag an die Gemeindeverwaltung gefordert, mit iPads ausstatten, dann sagen die anderen Schulen in Borken, wir wollen aber auch. Nur bezahlen kann das dann keiner.

Ein Standortnachteile für Ihre Schule?

Axel Heinz: Eher ein außergewöhnlicher Vorteil für die Kolleginnen und Kollegen in Schermbeck. Aber wir als Schule müssen weiter nach vorn gucken. Wir versuchen, uns flächendeckend zukunftsorientiert aufzustellen. Dafür muss weiter auch auf Leihgeräte gesetzt werden. Kinder, die so wie im vergangenen Lockdown verzweifelt versuchen, dem digitalen Unterricht auf alten Handys zu folgen, müssen der Vergangenheit angehören.

Weil die Zukunft wie aussehen könnte?

Axel Heinz: Eine flächendeckende Ausstattung mit vernünftigen Endgeräten ist die Grundlage. Mittel- bis langfristig wird das iPad wohl auch die Schulbücher, vielleicht auch einen Großteil der Hefte ablösen. Einen teuren Schul-Taschenrechner braucht dann auch keiner mehr. Anschaffungskosten für ein iPad, dafür Einsparungen bei Büchern, Heften und Taschenrechnern – die Rechnung sollte idealerweise aufgehen. Und obendrein wird die Schultasche um einiges leichter.

Ist die Digitale Schule also nicht mehr aufzuhalten?

Axel Heinz: Wir haben uns durch Corona gezwungenermaßen auf den Weg gemacht. Und die Vorteile, die wir schon gemacht haben, dürfen wir nicht wieder verlieren, sondern müssen diesen Weg jetzt weitergehen“.

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