Neues vom Beobachter – Diesmal Klatsch und Tratsch aus Indien und „Taj Arno in Erle an der Bude“
Vielleicht hat es sich ja schon herumgesprochen: Die katholische Kirchengemeinde St. Martin plant eine Reise nach Indien, zu der sich bereits jetzt, ein knappes Jahr vorher, so um die sechzig Leute angemeldet haben.
Nun kann man die ja nicht einfach so da hinfahren lassen, das bedarf ja der Vorbereitung und ausführlichen Inspektion.

Und da haben wir uns gedacht, also, meine Frau und ich, wir fangen schon mal damit an.
Also sind wir hin. Nach Indien. Nach Agra, um genau zu sein. Da gibt’s so was wie’n Friedhof, mit ‘nem ganz besonderen Grab, wo jeder hinrennt, der da vorbeikommt. Nun ist ja so’n Friedhof im allgemeinen nix besonderes, aber der da schon. Weil’s da nämlich nur eine Grabstelle gibt. Und die ist so riesig und so prächtig, dass sie sogar auf die Liste der „Weltkultur-Erbegüter“ von der UNESCO gerutscht ist.
Man muss sich das vorstellen: Ganz aus weißem Marmor, mit einer Kuppel obendrauf, die so um die acht’nfuffzig Meter hoch ist und vier Minaretten drum rum, die noch ‘n bisschen höher sind und so schief gebaut, dass sie, wenn einer mal zu fest auf den Boden stampft, so fest, dass sie anfangen zu wackeln, nicht auf die Kuppel umfallen, sondern davon weg (vermutlich um den Übeltäter zu erschlagen).
Einen riesigen Garten gibt’s davor mit Rasen und Wasserbecken und Springbrunnen und mit ‘ner marmornen Bank, auf der weiland schon Lady Di saß (mit dieser unmöglichen Kombination aus einem lila Blazer und einem knallroten Rock – oder umgekehrt – die jedem Betrachter die Tränen in die Augen treibt).
Jedenfalls ein ganz prächtiges und wunderschönes Arrangement, alles in allem (wenn man von dem rot-lila von Lady Di mal absieht). Und doch nur’n Grab. Hat vor’n paar hundert Jahren der olle Mogul Shah Jahan für seine verstorbene Begum Mumtaz Mahal bauen lassen. Drum heißt die Bude auch: „“.
Diese Mumtaz war ihm anscheinend richtig was wert (immerhin hatten die beiden zusammen vierzehn Kinder – ist das zu glauben?). Und das Kindergeld hat er wohl verdaddelt, indem er ihr so’n schönes Grab gebaut hat. Zweiundzwanzig Jahre lang haben was-weiß-ich-wie-viele Tausend Arbeiter da dran rumgewerkelt, bis es fertig war. Sie dann da rein. Liegt sie heute noch.

Aber damit nicht genug. Links davon (also, wenn man davorsteht, links), da gibt’s noch ‘ne Moschee. Die ist allerdings nicht aus weißem Marmor, sondern aus rotem Sandstein (er wollt’s ja nun auch nicht übertreiben mit der Pracht, oder vielleicht wurde ihm ja auch nur das Kindergeld knapp, weil die Blagen mittlerweile schon aus dem Gröbsten raus waren, was weiß ich). Und rechts davon das gleiche Gebäude nochmal. Das hat allerdings keine Bedeutung und steht nur da aus Gründen der Symmetrie. (Diese Moguls hatten’s mit der Symmetrie, darum.) Und es ist leer, tutti completti.
Und damit kommen wir zum Punkt.
Damit sich unsere paar’n-sechzig Raesfelder im nächsten Jahr dort auch so’n bisschen heimisch fühlen, haben wir uns gedacht, meine Frau und ich, es wär doch vielleicht gar nicht schlecht, wenn der gute Arno da mal ‘ne Filiale aufmachen würde. Besenrein ist die Bude ja immerhin, und Strom- und Wasser-Anschluss gibt’s auch. Ideale Voraussetzungen für das:
Taj Arno @ Taj Mahal
Mit Fem-Eichenbier vom Fass, das von Arno höchstselbst gezapft und von liebreizenden, saribekleideten Inderinnen zu typisch Münsterländer Speisen kredenzt wird. Als Nachtisch natürlich eine Herrencreme, für alle Herren, die das ewige „Chicken-Tika-Masala“ inzwischen leid sind (auch für die Damen).
Da könnten sich unsere Raesfelder dann von der anstrengenden Besichtigung von dem ollen Mogul seiner Frau ihrem Grab mal so richtig erholen. Und zum Schluss noch’n Schnäpsken vom Böckenhoff drüber gestreut (oder auch zwei, oder drei…).
Das wär’s doch, oder?
Und nicht nur für unsere Raesfelder, sondern auch für die paar Zich-tausend andere, die sonst noch da rumlaufen. Besser jedenfalls, als wenn die Amis sich die Hütte unter’n Nagel reißen und da ‘n Mc Donald’s aufmachen, oder so was.
Gute Reise, Prost, und Guten Appetit
Im Taj Arno in Agra in Indien
Wünscht
DeWo