Neues vom Beobachter – Teil 2
Gefallene Jungfrau
Stand letzte Woche schon im „Heimatreport“, hab ich aber die Woche erst kapiert (ich bin eben nichtder Schnellste, wissen Sie). Denk ich mal.
Raesfeld ist pleite.
Also, nicht so ganz, aber so’n bißchen schon (so ähnlich, wie man auch mal so’n bißchen schwanger sein kann, wenn Sie verstehen, was ich meine). Jedenfalls hat der Obererbsenzähler der Stadt seinem Bürgermeisterboß ins Ohr geflötet, daß dieser doch mal beim lokalen Sparkassenhäuptling vorbeischauen möge, um ihm einen Sack voll Kohle aus den Rippen zu leiern. Also, nicht viel, so um die hunderttausend Euronen würden schon reichen. Und auch nicht mit vorgehaltener Waffe, wir sind ja hier nicht in Laremy/Arizona. Der Geldverleiher würd wohl die Knete auch so rausrücken, schließlich sei die Bonität der Stadt ja nicht sooo schlecht (kein Wunder, bei DEN Mitbürgern!) und außerdem sei’s ja auch für’n guten Zweck.
Es sei nämlich so, daß das Düsseldorfer „Kraft“-Paket in konzertierter Aktion mit den rot-grünen Spießgesellen (und –Gesellinnen – immer schön PC, klaro!) einen Haufen Asche ausgelobt habe (über den sie, nebenbei bemerkt, gar nicht verfügt, weil nämlich das Land NRW mehr Schulden hat als ‘n Jagdhund Flöhe, aber is ja ma egal), von dem die Kommunen was abgreifen könnten zur Erfüllung irgendwelcher außergewöhnlicher Aufgaben im Zusammenhang Bildungseinrichtungen, oder sowas.
Nun ist der Trick aber, daß man die Knete nur bekommt, wenn man sie sich vorher bei irgendwem pumpt, und das Land NRW würde dann Zinsen und Tilgung übernehmen. Also, auf DIE Idee muß man ja auch erstmal kommen! Also, DAS probier ich auch mal. Ich schnorre meine Omma an und buch mit den Groschen einen Urlaub beim Ballermann auf Malle, während sie sich hier, in der Heimat, mit Zinsen und Tilgung amüsiert. Klasse Idee! – Kommt jemand mit?
Eigentlich bräuchte der Bürgermeister von Raesfeld ja die Kohle gar nicht (genausowenig wie ich), aber wenn’s die uneigentlich schonmal für löppes gibt, dann kann man doch auch zuschlagen, oder? Selbst wenn das bedeutet, daß die schöne Dame Raesfeld ihre finanzpolitische Unschuld verliert, die sie gehütet hatte, seit den Tagen, wo die Femeiche noch ein junges Gemüse war.
Nun ist das Kommunalwesen Raesfeld also monetär entjungfert und trägt einen Schuldenberg unter dem Herzen. Ich bin mal gespannt, ob da ein Kaiserschnitt nötig wird, damit sie den wieder loswird. Wenn das ähnlich lange dauert wie das Rumgebastele an zwohundert Metern Kleinstadtboulevard in der Dorstener Straße, dann können sich die Raesfelder ja auf eine endlos lange, schuld(en)beladene Schwangerschaft ihrer Gemeinde einstellen.
Blicken wir also mit Fassung auf die schuldenträchtige Kommune und weinen wir ihrer verlorenen Unschuld nicht allzu heftig nach. Einmal ist eben immer das erste Mal.
Oder kann es sein, daß ich da was nicht richtig mitgekriegt habe?
Aber, daß jetzt das Wochenende vor der Tür steht und Einlaß gebietet, das hab ich schon mitgekriegt.
Ein schönes, also
wünscht
DeWo