Rassistische Angriffe auf den Pfarrer von Emmerich-Elten
Der Pfarrer der Pfarrei St. Vitus in Emmerich-Elten, Dr. Égide Muziazia, wurde in den vergangenen Wochen mehrfach rassistisch beleidigt. Bei einem Pressegespräch am 17. September machte er die Anfeindungen öffentlich. Die Angriffe richteten sich insbesondere gegen seine Hautfarbe. Muziazia, ursprünglich aus dem Kongo, lebt seit 2006 in Deutschland und wurde 2011 zum Priester geweiht.
Erste Angriffe vor der Amtseinführung
Schon vor seiner Amtseinführung im vergangenen Jahr sah sich der Priester rassistischen Beleidigungen auf Facebook ausgesetzt. In den letzten Monaten häuften sich die Vorfälle. Ende April wurde er in der Emmericher Innenstadt angespuckt und mit den Worten „Du Affe“ beschimpft. Trotz Anzeige wurde das Verfahren eingestellt. Lediglich ein Schiedsverfahren wurde ihm angeboten. Im Juli wurde er erneut, diesmal von einem Balkon aus, grundlos rassistisch beleidigt.
Alltäglicher Rassismus und öffentliche Reaktionen
Neben diesen Vorfällen erlebt Muziazia auch alltägliche rassistische Kommentare, wie er erklärte. Beim Einkaufen wurde er mehrfach als „Neger“ bezeichnet. Im Dezember 2023 wurde er während der Sinterklaas-Feierlichkeiten auf Plattdeutsch als „echte zwarte Piet“ betitelt. Muziazia betonte, dass der Schritt an die Öffentlichkeit belastend für ihn sei, er jedoch dazu aufrufen möchte, gemeinsam gegen Rassismus, Hass und Fremdenfeindlichkeit vorzugehen.
Unterstützung aus Kirche und Gesellschaft
Weihbischof Rolf Lohmann verurteilte die Angriffe scharf und forderte die Menschen auf, aktiv gegen Rassismus einzutreten: „In unserer Gesellschaft ist kein Platz für Intoleranz, Rassismus und Hass.“ Lohmann dankte auch all jenen, die Muziazia bereits Unterstützung und Solidarität entgegengebracht haben.
Rassismus im Alltag und seine Folgen
Stefanie Reinders vom Caritasverband Kleve ordnete die Vorfälle in den gesellschaftlichen Kontext ein. Sie betonte, dass es oft nicht nur um strafrechtlich relevante Angriffe gehe, sondern auch um tägliche „kleine Nadelstiche“, die Betroffene verletzen und langfristig zu psychischen und physischen Belastungen führen können. Sie rief dazu auf, Rassismus nicht schweigend hinzunehmen.
Dankbarkeit und Engagement für die Gemeinschaft
Pfarrer Muziazia zeigte sich trotz der Anfeindungen dankbar für die Solidarität, die er von vielen Menschen erfahren habe. Das Bistum Münster sei ihm in den zwölf Jahren seiner Tätigkeit zur Heimat geworden. Er fühle sich von den Mitgliedern der Pfarrei St. Vitus getragen und unterstützt. Gemeinsam habe man in kurzer Zeit viel Gutes bewirkt.
Information
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) würdigt das Engagement von Katholiken, die sich gegen diese menschenverachtenden Einstellungen wenden und für ein respektvolles Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft eintreten. Gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken verleiht die Bischofskonferenz dazu den „Katholischen Preis gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Informationen gibt es auf der Internetseite der DBK (https://www.dbk.de/katholischer-preis-gegen-fremdenfeindlichkeit).

Stellungnahme: Rassismus ist widerwärtig und menschenverachtend: Münsters Bischof Felix Genn verurteilt rassistische Angriffe auf Pfarrer Muziazia scharf
Münster/Emmerich (pbm/sk) Der Pfarrer der Pfarrei St. Vitus Emmerich, Dr. Égide Muziazia, war in jüngster Zeit mehrfach rassistischen Beleidigungen und Anfeindungen ausgesetzt. Hierüber haben Pfarrer Muziazia und das Bistum Münster am 17. September in Emmerich die Öffentlichkeit informiert (s. gesonderte Pressemitteilung).
Zu den rassistischen Angriffen erklärt der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn: „Mit großer Bestürzung und mit Entsetzen habe ich von den rassistisch motivierten Übergriffen auf Pfarrer Égide Muziazia erfahren.
Jede Form von Rassismus ist widerwärtig, jeder rassistische Angriff ist ein Angriff auf die unantastbare Menschenwürde. Ich sichere Pfarrer Muziazia und allen Menschen, die von solchen verachtenswerten Übergriffen betroffen sind, meine uneingeschränkte Solidarität zu. Gott hat die Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – das gilt für alle Menschen, unabhängig von ihrer Hautfarbe und ihrer Herkunft.
In unserem christlichen Glauben gibt es keinen Platz für Hass, Intoleranz oder Rassismus. Auch in unserer Gesellschaft dürfen Rassismus, Hass und Intoleranz nicht toleriert werden. Es braucht einen lauten Aufschrei der Menschenfreundlichkeit gegen diejenigen, die Fremdenfeindlichkeit und Rassismus propagieren. Wir müssen als Gesellschaft endlich aufwachen! Und an die Politikerinnen und Politiker aller Parteien in unserem Land appelliere ich dringend, Ängste nicht durch populistische, plakative, reißerische und undifferenzierte Aussagen oder Parolen zu schüren. Aus Angst kann leicht Hass werden. Das dürfen wir nicht hinnehmen, sondern müssen deutlich machen: Wir sind mehr als die Rassisten in unserem Lande und wir werden den Rassisten unser Land nicht überlassen!“