„Auf den Spuren der Erler Sagen“ radelte der Heimatverein mit seinen Gästen vergangenen Samstag durch Erle. Am Heimathaus trafen sich alle Mitfahrer. Orte in Dorf, Westrich und Östrich wurden angefahren, an denen sagenhaftes berichtet wurde.
Die erste Station war die Femeiche. Auf den Steinen der Gerichtsstätte ließen sich die Zuhörer nieder und hörten vom Geheimgang, der vom Schloss Raesfeld direkt zur Femeiche führte. Bei genauerer Betrachtung konnte sogar der mögliche Ausgang noch entdeckt werden. Auch die Sage der bürgerlichen Raesfelderin, die vom Grafensohn „entehrt“ wurde und ihren Sohn vor lauter Verzweiflung in den Wassergraben am Schloss warf, wurde hier nochmal erzählt. Diese ist eine der wenigen bekannten Sagen.
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Die zweite Station war der Beginn der Marienthaler Straße. Ein schwarzer Hund soll hier sein Unwesen getrieben haben und hielt die Westricher davon ab, gegen Abend noch ins Dorf zu gehen. Von diesem Ort aus konnte man das kleine Haus sehen, in dem der Zimmermann und Schlächter Hermann Kuhlmann gelebt hat, der 1920 im Alter von 80 Jahren fast alle der vorgetragenen Sagen zu Papier gebracht hat. Als Schlächter kam er viel rum und war überall auch als „Geschichtenerzähler“ gern gesehen.
Auch die dritte Station lag an der Marienthaler Straße. Stegerhoffs Wiese liegt etwas tiefer als alle umliegenden Flächen und wurde die „Hexenkuhle“ genannt. Hier entstanden mehrere Sagen, die von einer „Weissen Frau“ berichteten. Heimatvereinsvorsitzender Klaus Werner berichtet davon, dass die Sagen von weissen Frauen sehr verbreitet sind. Auch Hexensagen gibt es sehr viele. Auf die Frage, wer denn auch heute noch an Hexen glaubt, hoben vor allem die erwachsenen Mitfahrer ehrfürchtig die Hände.
In der Östrich wurde der „Honnemannsberg“ angefahren, der vielen völlig unbekannt war. Hier erzählt eine Sage von einem goldenen Kalb, das hier in der Erde steht. Fast jede Sage wurde von einer anderen Person erzählt oder vorgelesen. Viele gar nicht mehr geläufige Worte wurden benutzt und jeder erzählte in seiner Weise. Ingrid Horstmann flüsterte gar am Teufelsstein alles, was ihr über den Teufel und sein Werk berichtet wurde. Spannend und geheimnisvoll erreichte sie so die kleinen und großen Zuhörer.
Beim gemeinsamen Picknick am „Timpen“ in der Östrich wurden Eindrücke ausgetauscht und über das Zusammenleben früherer Generationen philosophiert. Die meisten Sagen beruhen wahrscheinlich auf Naturerscheinungen, die man sich so zu erklären versucht hat. Wie z. B. eine Nebelwand, die als „Weisse Frau“ oder „Schimmel ohne Kopf“ bezeichnet wurde. Auch den möglicherweise erzieherischen Wert einer Sage wurde vielen klar, aber so einiges blieb offen.
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