Anschlüsse für Trinkwasser im Außenbereich nicht bezahlbar

Hohe RWW Hausanschlussgebühren lassen Anwohner in Erle-Overbeck seit Monaten auf dem „Trockenen“ sitzen

Die Trinkwasserversorgung im ländlichen Raum ist nicht überall gesichert! Trocken gefallene Brunnen sorgen in vielen Bereichen rund um Erle für Wasserknappheit in heißen Monaten.

Wasserkran auf und frisches, klares Wasser genießen. Der Gang zum Wasserkran gehört zum täglichen Leben dazu. Anders sieht es teilweise in den Außenbereichen rund um Erle aus. Wie in der Nachbarschaft Overbeck. Viele landwirtschaftliche Betriebe rechts und links der Marienthaler Straße sind nicht an das öffentliche Wasserversorgungsnetz angeschlossen. Ein Anschluss an das Netz der RWW sei, so Hubert Olbing, in der Nachbarschaft Overbeck „nicht mal so eben“ möglich.

Kein RWW Anschluss in Erle
Trocken gefallene Brunnen im Außenbereich von Erle sorgen für Wasserknappheit. Hubert Olbing (l.) und Martin Manns, Besitzer der ehemaligen Ziegelei Menting, kämpfen seit Monaten gemeinsam mit 20 Overbeckern für günstige RWW Wasseranschlüsse

Drei Jahre Trockenheit

Bis vor gut drei Jahren war die Eigenversorgung aus den hauseigenen Brunnen kein Problem. „Durch die Trockenheit der vergangenen drei Jahre sowie der vermehrte Verbrauch von Wasser in der Landwirtschaft sind viele Brunnen in den Außenbereichen trocken gefallen“, beklagt Hubert Olbing den Jetzt-Zustand.

Zwar gebe es noch Brunnenwasser, so Olbing, aber dieses sei oberhalb der Tonschicht stark nitrathaltig. Hinzu komme, dass Wasser aus der tiefen, unteren Tonschicht große Eisen- und Mangankonzentrationen enthalten.

Trinkwasser aus dem Supermarkt

Dies bedeutet für die Familie Olbing, dass sie seit Jahren ihr benötigtes Trinkwasser im Supermarkt kaufen muss. Das Wasser aus der oberen Tonschicht diene nur noch zum Duschen und für die Toilettenspülung. Dieses ist aber auch mittlerweile, besonders in den heißen Sommermonaten, sehr knapp geworden. „Damit meine Familie im Sommer nicht ohne Wasser zum Duschen dasteht, habe ich es in den letzten Jahren nicht mehr riskiert, im Sommer den Garten und die Blumen zu bewässern“, so Olbing.

Weniger Wasser in der Tongrube Menting

Martin Manns, Besitzer der ehemaligen Ziegelei Menting, kennt das Problem der Nachbarschaft Overbeck. Die Wohnhäuser auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei sind bis heute nicht am RWW-Netz angeschlossen. Zu der Ziegelei gehört eine Tongrube mit einer Größe von rund 1,8 Hektar und einer Tiefe von 0,60 bis 18 Meter. Die heißen Sommer haben aber auch in der Tongrube den Wasserstand sinken lassen. Es fehlen laut Manns rund 11.000 Kubikmeter Wasser in diesem Jahr.

„Bedingt durch den Wassernotstand fragten mich im Sommer viele Nachbarn, ob sie sich nicht große Vorratskanister mit Wasser aus der Tongrube abfüllen können“, erzählt Manns. Er steht ebenfalls vor dem Problem, nicht am RWW-Netz angeschlossen zu sein.

Nachbarschaft ringt mit RWW für öffentliche Anschlüsse

Dies war auch der Grund dafür, dass sich vor zwei Jahren die Nachbarschaft „Overbeck“ zusammengefunden hat. Sie ringen gemeinsam mit dem Monopolisten RWW dafür, dass 20 Hofstellen einen öffentlichen Anschluss bekommen.

Obwohl jedoch teilweise die Anschlüsse schon liegen, gibt es ein großes Problem. Die Angebotspreise für die Leitungswege vonseiten der RWW sind exorbitant hoch und für die meisten Overbecker kaum bezahlbar. „Das Angebot für einen 200 Meter Leitungsweg zu meinem Haus liegt bei fast 25.000 Euro. Andere Nachbarn sollen bis zu 50.000 Euro für den Zugang zum Allgemeingut Wasser bezahlen“, sagt Olbing, der bereit sei, auch über Eigenarbeit an der Preisschraube etwas zu verändern.

Glasfaser im Außenbereich wird gefördert. unser lebensnotwendiges Trinkwasser nicht

75.000 Euro für ein Grundnahrungsmittel

Noch höher fallen die Anschlussgebühren für Manns aus. Laut RWW müsste er rund 75.000 Euro bezahlen. „Da reden wir aber jetzt nur über die reine Leitungslänge bis zum Hausschacht. Bis das Wasser dann fließt, kommen noch 5.000 Euro hinzu“.

Obwohl bereits bei einigen Nachbarn die Anschlüsse schon vor der Haustür liegen, berechnet das RWW laut Olbing die gesamte Frontlänge des Grundstücks zur Straße hin. Manns und Olbing sind sich einig: „Wir reden hier nicht von Luxus, sondern von einem Grundnahrungsmittel. Umso unverständlicher ist das Vorgehen der RWW. Glasfaser wird bis in den Außenbereich gefördert, aber unser lebensnotwendiges Trinkwasser nicht“.

Nach 15-monatigen Gesprächen und Verhandlungen mit dem RWW sind Olbing und Manns enttäuscht über das Vorgehen des Wasserversorgers RWW. „RWW hat uns zugesagt, dass mit uns ein Pilotprojekt initiiert werden sollte, was auf die Belange der Anwohner im Außenbereich abgestimmt werden sollte. Nachdem wir dann das sogenannte Angebot erhielten, kam die große Ernüchterung“.

Hubert Olbing: „Hier ist, wie zum Beispiel bei der Elektrizität, die Politik gefordert, allen Menschen einen erschwinglichen Zugang zur Wasserversorgung zu gewährleisten“.

Petra Bosse

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