Denn was heißt Sterben anderes, als nackt im Wind zu stehen und in der Sonne zu schmelzen!
Und was heißt nicht mehr zu atmen anderes, als den Atem von seinen rastlosen Gezeiten zu befreien, damit er emporsteigt und sich entfaltet und ungehindert Gott suchen kann? (Khalil Gibran)
Anna BOSSE
Geb. Braun
* 4. August 1919
+ 8. November 2019
Meine Mama hat es geschafft.
Nach einhundert Jahren, vier Monaten und vier Tagen war es für sie an der Zeit, endlich einen neuen Weg einzuschlagen und in eine neue Welt zu gehen.
Sie ging leise und friedlich von dieser Welt. So, wie sie in den letzten Jahren gelebt hat und war dazu fest entschlossen und bereit. Sieben Tage brauchte aber ihr starkes Herz, um ihr diesen letzten, einen Wunsch zu erfüllen.
Vielleicht hatte sie diesen Wunsch schon lange, aber sie wollte nicht gehen ohne sicher zu sein, dass es ihren Kindern und Enkelkindern wirklich gut geht.
Und so, wie ich meine Mama kenne, hat sie einfach für sich heimlich beschlossen, dass sie nun schon so viele schreckliche und schöne Dinge in ihrem langen Leben erlebt hat, dass es doch nun dumm wäre, nicht auch noch die 100 Jahre vollzumachen getreu dem Motto: „Wennschon, dennschon“.
Mama, ich hoffe, dass du im Himmel nun eine fröhliche Wiedersehensfeier mit Papa und Edith sowie alle, die du dort oben kennst, feiern kannst.

Ich weiß, dass du auch zukünftig ein Auge auf deine Familie haben wirst. Ich weiß auch, dass du mir Donner und Blitz vom Himmel schickst, wenn ich mal wieder viel zu laut rede. „Kind, schrei doch nicht so laut“.
Dennoch darfst du dich freuen, denn ich habe dir dicke und warme Wollsocken angezogen, damit du nie wieder kalte Füße hast. Was deine Frisur anbelangt, da konnte ich am Ende leider nichts mehr retten. Für schöne Locken waren die Haare einfach zu kurz geschnitten.

Danke
Ein großer Dank geht an das Seniorenhaus St. Martin. Besonders an das Team der Station 1. Sie haben dich 16 Jahre fürsorglich gepflegt und liebevoll bis zum letzten Atemzug in den Tod begleitet.
Dieser Dank geht auch an Judith Kolschen von der Caritas Borken. Als Hospizbegleiterin war sie für mich da, immer dann, wenn ich sie dringend brauchte.
Danke auch an Dr. Stefan Göllmann. Er hat dir geholfen und mir gezeigt, wie es geht, ohne lebensverlängernde Maßnahmen, was auch deinem Wunsch entsprach, schmerzfrei in den Tod hineinzugehen.
Nicht zu vergessen Schwester Daniela-Maria von St. Martin, die spontan mit dir gebetet und an deinem Bett so wunderschön gesungen hat.

Einen guten Flug, egal wohin und ohne Kerosin, getragen nur von den Flügeln der Engel, wünschen dir liebe Mama, Oma und Uroma deine Töchter Helga und Petra, David und Frau Sabrina, Daniel und seine Lena, Sonja aus weiter Ferne mit Tochter Laia, Robert, Frau und Kinder in Toronto sowie alle lieben Menschen, die bis zum Schluss an deiner und meiner Seite standen und stehen.
Ruhe in Frieden
Danke auch an alle, die mir Trost und Kraft in ihren Posts auf Facebook, mit Beileidskarten und Telefonaten gaben. Nicht zu vergessen meine besten Freunde, Kinder und unsere Familie. Die wichtigsten Menschen überhaupt im Leben. Und Arno Brömmel, der mir in der schweren Zeit ein Bier ausgegeben hat und wo ich an seiner Theke weinen durfte.
Die Beisetzung findet am Dienstag, 12. November um 9.30 Uhr in der Friedhofskapelle Erle statt.