Nach Amprion-Vorschlag für neue Stromleitungstrasse „A-Nord“
Landrat Dr. Kai Zwicker kritisiert diese weitere Belastung und bekräftigt die Forderungen der kommunalen Familie: keine einseitige Belastung des Kreises Borken, flexible Ausgleichsverpflichtungen, angemessene Entschädigungsregelungen, Vermeidung von Konflikten.
Kreis Borken. Für die vorgesehene weitere Starkstromleitung „A-Nord“ von der Nordsee bis ins Rheinland hat Netzbetreiber Amprion jetzt den von ihm favorisierten Trassenkorridor vorgestellt. Danach soll die Leitung im westlichen Kreisteil nahezu parallel zur niederländischen Grenze verlaufen. Borkens Landrat Dr. Kai Zwicker kritisiert diesen Vorschlag mit deutlichen Worten: „Dies ist eine weitere, außerordentlich starke Belastung unseres ohnehin vom Leitungsbau schon stark betroffenen Raumes!“ Gleichzeitig bekräftigt er die Forderungen, die die Spitzen von Kommunen und Kreis im Dezember in einem Positionspapier an die Verantwortlichen in Bund und Land gerichtet haben.
Flächenressourcen
Wenn denn die Stromleitung tatsächlich so kommen sollte, gelte es, mit Ausgleichsmaßnahmen flexibel umzugehen, so Dr. Zwicker. Um die Flächenressourcen im Kreis nicht noch weiter einzuschränken, müssten sie flexibel gehandhabt werden. Dringend geboten sei es zudem, die von der Trasse betroffenen Grundstückseigentümer und Anrainer angemessen zu entschädigen: Neben einmaligen Zahlungen, die bei früheren Verfahren eher gering waren, müsse es angesichts dauerhafter Belastungen auch dauerhafte Entgelte geben, fordert der Landrat.
Besonders wichtig ist ihm auch, dass bei der kommenden Detailplanung keine Konfliktsituationen mit der kommunalen Bauleitplanung gerade auch mit Blick auf dringend benötigte neue Bau- und Gewerbegebiete entstehen dürfen.
Zum Hintergrund:
Der seit Jahren beschleunigte Ausbau der sogenannten Stromautobahnen und weitere Leitungsbauvorhaben stellt die Städte und Gemeinden ebenso wie den Kreis vor gravierende Herausforderungen. Gerade hier zeigen sich inzwischen zahlreiche, für die Bevölkerung der Region ganz konkret erkenn- und greifbare negative Auswirkungen. Dies ist vor allem auf das in Summe enorme Ausmaß des Leitungsbaus im Kreisgebiet zurückzuführen.
So befinden sich im Kreis Borken neben der projektierten Trasse „A-Nord“ schon eine weitere 380-kV-Höchstspannungs-Freileitung im Bau. Daneben verlaufen weitere 20 regionale und überregionale Strom-Freileitungen durch den Kreis.
Zwei Gasleitungsvorhaben („Loop“ und „Zeelink“) befinden sich in der Genehmigungsphase.
Bereits in 2012, 2013 und 2015 abgegebenen Stellungnahmen hat der Kreis Borken eindringlich auf die damals bereits außerordentlich kritische Flächensituation hingewiesen. Eine Berücksichtigung der mittlerweile sehr belastenden Situation in den Planungsansätzen der Bundesnetzagentur ist aber bis heute nicht erkennbar, wie sich im Fall der Starkstromleitung „A-Nord“ zeigt.
Durch diese Verdichtung der Energie-Infrastruktur und der damit verbundenen notwendigen Ausgleichsmaßnahmen wird im westlichen Münsterland die vorhandene Flächenknappheit drastisch verschärft – mit deutlichen Folgen für die Wohn- und Siedlungsentwicklung sowie die Landwirtschaft.