Abwasser wird auf SARS-CoV-2-Viren untersucht

Abwasser-Monitoring von SARS-CoV-2-Viren startet im April. Borken ist Pilotstandort im Rahmen des geförderten Modellvorhabens in Nordrhein-Westfalen. Kommunales Abwasser wird in der Kläranlage Borken auf Coronaviren untersucht

Seit dem Auftreten der Coronavirus-Pandemie untersuchen Forscherinnen und Forscher unter anderem die kommunalen Abwässer auf SARS-CoV-2-Viren, um eine weitere Informationsquelle zur Identifizierung des Virus darzustellen. Da infizierte Menschen auch Coronaviren ausscheiden, lässt das Abwasser Rückschlüsse auf die Viruszirkulation in einem bestimmten Gebiet zu. Die Untersuchungen hierzu finden im europäischen und internationalen Rahmen statt – und nun auch für knapp ein Jahr in Borken.

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Vertreter des Gesundheitsamtes des Kreises Borken und der Kläranlage Borken haben sich vor dem Start des Abwasser-Monitorings auf der Kläranlage am Klockenhövel getroffen, um die Vorgehensweise für das Projekt „Systematische Untersuchung von SARS-CoV-2 im Abwasser“ festzulegen. Vor dem automatischen Probenehmer sehen hier (v. li.): Christian Terhorst, Manfred Bessling und Natascha Ansorge von der Kläranlage Borken sowie Frank Münstermann und Dr. Francis Abele-Haupts vom Gesundheitsamt des Kreises Borken. ©Kreis Borken

20 kommunale Pilotstandorte

Die Bundesregierung hat ein gefördertes Modellvorhaben für 20 kommunale Pilotstandorte entwickelt – 119 Kommunen hatten sich beworben. Anhand dieser Pilotbetriebe soll die praktische Umsetzung des Abwasser-Monitorings erprobt werden. Ziel ist es, frühzeitig zunehmende und abnehmende Trends der Coronavirus-Pandemie in der Bevölkerung sowie auch die Verbreitung neuer Varianten des Virus zu erkennen.

Proben aus dem Abwasser

Auch das Land Nordrhein-Westfalen fördert aus eigenen Mitteln vier weitere Pilotstandorte in Anlehnung an das Bundesprogramm. Die Stadt Borken wurde hier neben Düsseldorf, Gütersloh und Waldbröl als Pilot im ländlichen Raum ausgewählt.
Ab Anfang April werden in der Borkener Kläranlage zweimal wöchentlich automatisch alle 15 Minuten Proben aus dem Abwasser – noch vor der Vorklärung im Zulaufgerinne – entnommen. Innerhalb 24 Stunden kommen so knapp 4,8 Liter des Abwassers zusammen.

Typische Genbruchstücke vom SARS-CoV-2-Virus

Diese Gesamtprobe wird im Anschluss durch das Partnerlabor Agrolab aus Eching am Ammersee auf typische Genbruchstücke vom SARS-CoV-2-Virus untersucht. Die Ergebnisauswertung erfolgt gemeinsam durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Borkener Kläranlage, dem Fachbereich Gesundheit des Kreises Borken und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Projektleitung liegt bei der Kläranlage Borken.
Die Analyse soll das bestehende Meldesystem der Corona-Test-Ergebnisse ergänzen und zusätzliche Informationen liefern. Mit diesem Monitoring kann insbesondere auch der Bevölkerungsteil erfasst werden, der bei einer Corona-Infektion keine Symptome zeigt und daher oft unerkannt bleibt. Außerdem sollen die Messungen in Kläranlagen den offiziellen Corona-Testergebnissen um bis zu zehn Tage voraus sein.

Intensität des Infektionsgeschehens im Stadtgebiet Borken

„Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse des Pilotprojektes und freue mich, dass Borken als Standort ausgewählt wurde“, betont Christian Terhorst, Leiter der Kläranlage in Borken. „Ziel ist es, ohne eine Vorlaufzeit von mehreren Tagen Erkenntnisse über die Verbreitung und die Intensität des Infektionsgeschehens im Stadtgebiet Borken zu erhalten“, macht er deutlich und ergänzt: „Die Probenentnahme könnte aber auch perspektivisch einen großen Nutzen hinsichtlich der Analyse von multiresistenten Keimen im Abwasser haben.“
Finanziert wird das Projekt durch das Land Nordrhein-Westfalen.

Zur Umsetzung erhält die Kläranlage Borken eine Zuwendung in Höhe von 60.000 Euro. Das Projekt soll voraussichtlich bis März 2023 laufen.

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