Energiewende vor Ort – Studenten in Raesfeld
Mit dem Thema „Energiewende vor Ort“ beschäftigten sich am Donnerstagnachmittag Studenten der Universität Bonn in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Im Fokus dieses Themas stand die geplante 380 kV Leitung im Gebiet der Gemeinde Raesfeld.

Nach dem Ortstermin mit Projektleiter Dieter Picklapp von Amprion, stellten sich der moderierten Frage-Runde im Informationszentrum Tiergarten Gaby Bischop, Vorsitzende der „Raesfelder Initiative 380 kV“, Magdalene Garvert, Mitglied des Kreistags Kreis Borken, Ute Schmidt-Vöck von Münsterland e. V., sowie Anwohner und Direktvermarkter Peter Süthold und Bürgermeister Andreas Grotendorst den Fragen der Studenten.
Das momentane Fazit der bisher gelaufenen Arbeiten wird als positiv bezeichnet. Die Erdabtragungen liegen momentan bei zwei Meter Tiefe.

Kreis Borken ist mit größter Stromerzeuger
„Aus Stromsicht hat dieses Pilotprojekt der Erdverkabelung für unseren Kreis keine Bedeutung. Wir werden nicht mehr oder nicht weniger Strom erzeugen, aber es ist ein guter Beitrag zur Energiewende, und alle Augen sind auf Raesfeld gerichtet“, so Andreas Grotendorst, der seine Gemeinde als eine Pionierregion sieht. „Am Anfang war ich sehr pro, jetzt steht ein großes Fragezeichen im Raum, denn die Größe dieses Bauprojektes hat die Dimension einer Autobahn.
Wie sind später die Auswirkungen auf die Landwirtschaft, gibt es Ertragseinbußen? Fragen die ungeklärt sind, aber wir haben es auf uns genommen diese Trasse zu akzeptieren“, so Grotendorst.
Der Kreis Borken ist mit 50 Prozent der größte Selbstversorger von erneuerbaren Energie in NRW. „Es gibt nur noch vier Gebiete, wo es überhaupt noch möglich wäre, Windräder aufzustellen, um Solarenergie herzustellen. Irgendwo muss eine Leitung her, denn dadurch bekommen die Leute, die grünen Strom haben möchten, eine Versorgungssicherheit“, so Magdalene Garvert und betonte, dass für Landwirte wieder mehr Einspeicherung möglich wird. „Die Netze sind voll von Photovoltaik und wenn wir in die Zukunft schauen, dann werden wir auch noch mehr Strom brauchen. Ich denke da unter anderem auch an Elektroautos“, fügte Garvert hinzu. Positiv sei von Anfang an gewesen, dass Amprion früh die Bürger mit ins Boot mitgenommen hat. „Wir als Westmünsterländer gehen unaufgeregt an die Sache ran, denn Energiewende kann nur erfolgreich werden, wenn die Bürger mitmachen“, so Garvert.

Ausmaß einer Autobahn – neue Trasse
Als direkter Anwohner staunt Peter Süthold immer noch über die große Trasse, welche 40 Meter an seinem Haus vorbei läuft. „Anfänglich stellte ich mir das Projekt als eine Art Drainage vor. Sehe aber jetzt eine 500 Meter lange Baustelle und in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Als Verbraucher und als Landwirt, denn ich weiß, dass es sich hierbei um einen besonderen Eingriff im Boden handelt. Hoffe allerdings, dass der Bodenschutz eingehalten wird und nicht so schlampig gearbeitet wird, wie vor 30 Jahren, wo die Spuren der damaligen Masten immer noch sichtbar sind“, so Peter Süthold.
Zufrieden mit dem Verlauf
Anwohnerin und Mitglied der Initiativgruppe Gaby Bischop ist mit den bisherigen Verlauf, und vor allem, mit der guten Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern und den Bewohnern zufrieden. „Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht und ich finde es positiv, dass man sich die Mitarbeiter Zeit nehmen alle unsere Fragen zu beantworten“, so Bischop.
Die Baustelle ist nun angelaufen und laut Aussage von Bürgermeister Andreas Grotendorst „gut im Plan“.
Gute Zusammenarbeit mit Amprion
„Man sieht sie zwar, aber die Belastungen für die Bürger hält sich in Grenzen“, so Grotendorst, der darauf verweist, dass es eigens für Fragen und Anliegen eine Hotline gibt.
„Natürlich gibt es immer einige Punkte, die geregelt werden müssen. Das hängt einfach damit zusammen, dass nicht nur der Netzbetreiber Amprion im Boot ist, sondern viele andere Unternehmen“.
Die Baumaßnahmen werden allerdings in den nächsten Monaten noch zunehmen. Dann, wenn wirklich auf zwei Meter Tiefe gegraben wird und die Anzahl der Baufahrzeuge zunehmen werden. „Die Zusammenarbeit mit dem Netzbetreiber Amprion sehen wir momentan positiv, wir sprechen mit einander und Probleme werden gelöst oder geregelt“, setzt Grotendorst hinzu.

Bodenschutzkonzept soll Spätschäden verhindern
Sehr gesichert sei aus Sicht von Grotendorst später auch die Verfüllung von gesunder Erde. Es wurde hierfür ein extra konzipiertes Bodenschutzkonzept in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Matthias Weyer und der Fachhochschule Süd-Westfalen erstellt. „Darüber hinaus gibt ein Institut für Hydro- und Umweltgeologie „Geonovo“ welches extra für das Thema Bodenschutz angestellt wurde. Hier wird täglich extra ein Mitarbeiter abgestellt, der immer vor Ort ist“, sagt Grotendorst.
Die Aufgabe des Mitarbeiters ist es, auf Wetterveränderung sofort zu reagieren, wenn zum Beispiel Verschlammung oder Erosion droht und hat die Kompetenz, die Arbeiten sofort zu stoppen. „Das ist für die Landwirtschaft ein wichtiger Punkt, denn wenn es etwas länger geregnet hat, paßt er auf, dass nicht weiter gebaggert wird“, setzt der Bürgermeister hinzu. Die Wetterverhältnisse seien aber momentan sehr gut und die Bodenfeuchte ist nicht sehr stark.

Die Fotos in der folgenden Galerie von Gerd Lammers dokomentieren die raschen und unkomplizierten Abbau der ehemaligen Stahlgerüste
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