Blasmusik – das ist wie ein Herzschlag aus mitreißenden Blechklängen, der im Takt des Lebens schwingt und direkt ins Herz geht. Mit schwungvollen Rhythmen und Melodien begann das Jubiläumsfest, bei dem der Sternmarsch der Musikvereine bis hin zum gemeinsamen Konzert wie ein gemeinsamer Taktgeber alle Beteiligten vereinte.
Das Jubiläumsfest begann am Samstagnachmittag mit einem eindrucksvollen Sternmarsch, an dem zahlreiche Musikvereine teilnahmen. An vier verschiedenen Standorten gaben die Vereine ein musikalisches Ständchen, bevor sie gemeinsam mit Abordnungen der Schützenvereine nahezu zeitgleich auf dem Sportplatz eintrafen. Ein buntes Bild mit rund 500 Musikerinnen und Musiker, das sprichwörtlich für die Vielfalt der Veranstaltung stand.
Nachdem es bis dahin trocken geblieben war, setzte nach der Ansprache des Vorsitzenden Matthias Sümpelmann – genau während der Ansprache des Bürgermeisters Martin Tesing – starker Regen ein. Ein Regenbogen, der sich daraufhin über den Himmel spannte, unterstrich symbolisch die Bedeutung und den festlichen Charakter dieses Jubiläums.
Matthias Sümpelmann: Rede zum 100-jährigen Jubiläum
Matthias Sümpelmann, Vorsitzender der Raesfelder Burgmusikanten, bedankte sich zu Beginn seiner Rede bei den Mitgliedern, die durch ihre Verantwortung und ihr Engagement den Verein am Leben erhalten. Besonders hervorgehoben wurden die Vorstandsmitglieder sowie der Organisationsleiter des Jubiläums, Jan Peter Stenkamp, die Sümpelmann ebenfalls auf die Bühne holte.
Gründungsjahr 1923
Sümpelmann stellte die rhetorische Frage, was 100 Jahre eigentlich bedeuten? „Nicht die Zahl an sich ist wichtig, sondern die Geschichten und Erlebnisse, die hinter dieser langen Vereinsgeschichte stehen“, betonte der Vorsitzende. Diese sei geprägt von zahlreichen Auftritten, Proben und gemeinsamen Aktivitäten, die ganze Bücher füllen könnten. Er erinnerte an die Gründer des Vereins, die 1923 den Grundstein für die Raesfelder Burgmusikanten legten.
Miteinanders in der demokratischen Gesellschaft
Besonders hob Sümpelmann die Rolle der Musikvereine als gesellschaftliche Stützen und Orte des sozialen Miteinanders in der demokratischen Gesellschaft hervor. In seiner Rede ging er auch auf schwierige Phasen in der Vereinsgeschichte ein, wie die Aufforderung zur Teilnahme an einer SA-Musikkapelle im Jahr 1933, die die Musiker jedoch ablehnten. Auch die Nachkriegsjahre seien schwierig gewesen: Viele Musikerfreunde kehrten nicht mehr zurück, einige Instrumente gingen verloren. Doch trotz dieser Widrigkeiten formierte sich der Verein neu, fand eine Heimat in Wohnzimmern und Gasthäusern und präsentierte sich bei Veranstaltungen wie Schützenfesten und Wallfahrten.
Förderverein der Raesfelder Burgmusikanten
In den 1960er Jahren erfuhr der Verein durch Mitgliederzuwachs eine Stärkung und wurde 1968 offiziell in „Raesfelder Burgmusikanten“ umbenannt. In den darauffolgenden Jahren kamen weibliche Stimmen hinzu, und das „Atta-Trio“ wurde gegründet. Die 1990er Jahre brachten eine stetige Zunahme an Mitgliedern, und der 1998 gegründete Förderverein leistete einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Unterstützung der musikalischen Arbeit. Sümpelmann dankte allen Mitgliedern des Fördervereins für ihre stetige Unterstützung.
Matthias Sümpelmann: Rückblick auf 30 Jahre Vereinszugehörigkeit
Matthias Sümpelmann ist seit über seine 30 Jahren im Verein, davon fast 20 Jahre im Vorstand. In zwei Jahren werde er, so Sümpelmann, seine Vorstandszeit beenden. Er erinnerte an „Höhen und Tiefen“ sowie die Herausforderungen, die das Vereinsleben mit sich brachten, wie die Suche nach Dirigenten oder den Ärger über geringe Teilnahme an Auftritten.
Heimat, Zuflucht, Zeitvertreib
Dennoch betonte er: „Dieser Verein hat mir so viel gegeben. Er war und ist mir stets Heimat, Zuflucht, Zeitvertreib gewesen. Hier habe ich meine Freunde gefunden, später meine Frau und Familie.“ Trotz all der Herausforderungen freue er sich um so mehr über das soziale Leben, das aus in den Jahren im Verein erwachsen ist: über Cliquen, Stammtische, Musikerrunden, Freundschaften in Familien und Ehen.
Der Vorsitzende betonte zudem die Wichtigkeit von Musikunterricht in Schulen, da dieser das Lese-, Schreib- und Rechenverständnis fördert. Außerdem beeinflusse das Spielen eines Musikinstruments bei Senioren das Gedächtnis, die Hörfähigkeit und die Feinmotorik positiv.
Zum Abschluss äußerte Sümpelmann den Wunsch: „Mögen Musikerinnen und Musiker auch in Zukunft sagen: ‚Ich wäre nicht der Mensch, der ich bin, hätte ich nicht diesen Musikverein gehabt.“
Kulturelles Leben in der Region
Auch Bürgermeister Martin Tesing würdigte in seiner Ansprache die Raesfelder Burgmusikanten als wichtigen Bestandteil der Gemeinde. Durch ihr langjähriges Wirken habe sich der Verein einen festen Platz im kulturellen Leben der Region erarbeitet und wirke bei vielen Festen weit über die Gemeindegrenzen hinaus mit. Der Verein leiste einen aktiven Beitrag zur Erhaltung der Heimatverbundenheit.
Auszeichnungen für die Burgmusikanten
Im Jahr 2021 erhielten die Burgmusikanten den Heimatpreis der Gemeinde Raesfeld. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die ProMusica-Plakette, die von Kulturministerin Ina Brandes überreicht wurde. „Mit dieser Auszeichnung werden Musikvereine geehrt, die sich über viele Jahre hinweg in besonderer Weise um die Musik verdient gemacht haben“, so Tesing. Die Ehrungen auf kommunaler und überregionaler Ebene zeigten die Bedeutung und Wertschätzung des Vereins. Der Bürgermeister gratulierte herzlich zu dieser besonderen Anerkennung.
Höhepunkt des Festes: Gemeinsames Musizieren
Nach den Ansprachen folgte der musikalische Höhepunkt des Tages: Alle anwesenden Musikvereine spielten gemeinsam und hunderte von Blasinstrumenten, Pauken, Trommeln und Flöten erfüllten die Luft mit Melodien. Trotz aller Unterschiede in Klang und Stil fanden alle Musikerinnen und Musiker wie von selbst den gemeinsamen Rhythmus – und so erklang ein harmonisches Miteinander, bei dem jeder Ton genau passte. Im Einklang zogen die Musiker dann beschwingt ins Festzelt, wo sie von den Besuchern bereits erwartet wurden.
Dort wurde die musikalische Unterhaltung von den „Blechbulten“ fortgeführt, einer Blasmusikgruppe „Blech-Haufen“. Die Musiker, die zwischenzeitlich vom Regen durchnässt worden waren, konnten nun die Musik als Zuschauer genießen und sangen an bestimmten Stellen kräftig mit.
Die Feier setzte sich bis in die späten Abendstunden fort, als die Band „Nachtschicht“ nahtlos die musikalische Unterhaltung übernahm und die Tanzfläche gut gefüllt wurde.
Beteiligte Musikvereine und Schützenvereine
Am Jubiläumsfest nahmen zahlreiche Musikvereine teil:
- das Fanfarencorps Raesfeld,
- das Blasorchester Erler Jäger,
- das Borkener Blasorchester,
- die Blaskapelle Heiden,
- die Schützenkapelle Rhade,
- der Spielmannszug Heiden,
- der Musikverein Rhedebrügge,
- der Musikverein St. Michael Marbeck,
- das Jugendblasorchester Drevenack sowie natürlich die Raesfelder Burgmusikanten selbst.
Darüber hinaus waren Abordnungen von Schützenvereinen aus verschiedenen Orten vertreten: Erle, Raesfeld, Homer, Biemenhorst, Hülsten, Gemen, die Schützengemeinschaft Dämmerwald, der St. Johannis Bürgerschützenverein Borken und Gemen, der Junggesellenschützenverein Raesfeld, der Trachtenschützenverein Üfte sowie der St. Hubertus Schützenverein Rhedebrügge.
Es war ein Fest, das nicht nur die Geschichte des Vereins feierte, sondern auch die Bedeutung der Gemeinschaft und die Freude an der Musik in den Vordergrund stellte.
„Dieser Verein hat mir so viel gegeben. Er war und ist mir stets Heimat, Zuflucht, Zeitvertreib gewesen“
Vorsitzender matthias Sümpelmann